König machte sich angreifbar
Szenen wie am vergangenem Wochenende sollten vermieden werden, als am Dienstagabend Tausende Marokkaner nach Casablanca kamen, um am Place Mohamed V. zu demonstrieren. Am Freitag waren Proteste in der Hauptstadt Rabat von der Polizei gewaltsam niedergeknüppelt worden.
Die Menschen protestierten gegen die Freilassung des Spaniers Daniel Galvan. Der 63-Jährige war 2011 zu 30 Jahren Haft verurteilt worden, weil er elf Kinder zwischen vier und 15 Jahren vergewaltigt hatte. Er war einer von 48 spanischen Häftlingen in Marokko, die von König Mohamed VI. in der vergangenen Woche begnadigt worden sind.
Schwerer Fehler

Le Monde schreibt, der marokkanische König habe sich mit der Begnadigung des Kinderschänders „eine Schlinge umgelegt“, aus der er sich nur schwer befreien können wird. Dass er dessen Begnadigung wieder rückgängig machte, habe „gezeigt, dass er nicht mehr unantastbar ist“.
Dem sogenannten „ Arabischen Frühling“ war König Mohammed relativ gut entgangen. Die aufkeimenden Proteste im Februar 2011 – kurz nach der Flucht Ben Alis aus Tunesien und dem Sturz Mubaraks in Ägypten – hat er mit einer Verfassungsänderung abgefangen, mit der der 49-jährige Monarch seine eigene Macht beschnitten hat.
Doch die Regierung, die sich nach der Wahl Ende 2011 aus gemäßigten Islamisten und Konservativen zusammensetzt, wackelt seit Wochen. Nach einem Streit um den Sparkurs setzte sich der konservative Juniorpartner der Koalition mit seinen sechs Ministern ab. Der König hielt die Regierung noch zusammen. Zuletzt bedrohte aber vor allem die schlechte wirtschaftliche Situation die Stabilität des Landes.
Kein Zurück mehr
Daniel Galvan wurde am Montag im Südosten Spaniens von der Polizei gefasst. Er ist in U-Haft. Eigentlich gibt es nach spanischem Recht nach einer Begnadigung kein Zurück mehr. Die Justiz beriet dennoch mit den Kollegen aus Marokko wegen einer möglichen Auslieferung.
Die empörten Demonstranten in Casablanca wollen Galvan so bald wie möglich wieder in einem marokkanischen Gefängnis sehen. Zudem verlangen sie eine formelle öffentliche Entschuldigung des Königs und eine Aufklärung der Polizeigewalt vom Wochenende.
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