Jüngstes Beispiel: „MTG“, wie die 49-Jährige gerufen wird – auch, weil sie rhetorisch so scharf schießt wie ein Maschinengewehr – hat ihre Kritik an den milliardenschweren US-Hilfeleistungen an Kiew auf eine neue Spitze getrieben. Sie verunglimpfte das ukrainische Militär als „weiße Nazi-Armee“.
Der Aussetzer fiel zusammen mit ihrer Behauptung, sie werde von der US-Regierung, deren Amtsenthebung sie unablässig fordert, via Fernsehapparat ausspioniert.
Von Ultra-Rechten ausgeschlossen
Bei solch konspirativ angehauchten Episoden verdrehen inzwischen auch ehemalige Mitstreiter nur noch die Augen. Der radikale „freedom causus“ innerhalb der republikanischen Fraktion hat Taylor Greene gerade ausgeschlossen. Das bekümmert sie nicht. „MTG“ pfeift auf Anstand, Etikette, Schicklichkeit und Dezenz.
Das hat sie zuletzt bei der „Rede zur Lage der Nation“ von Präsident Joe Biden bewiesen. Die ehemalige Leiterin eines Fitnessstudios brachte es fertig, ihm vor 28 Millionen TV-Zuschauern sage und schreibe neun Mal laut und deutlich der Lüge zu zeihen. Das Sünden-Register der aggressiv auftretenden Frau wird wöchentlich länger.
Zuletzt sorgte Taylor Greene mit der Forderung für Aufsehen, die beiden Amtsenthebungsverfahren („impeachment“) gegen Trump aus den offiziellen Büchern löschen zu lassen. Begründung: Die Vergehen, die Trump in der Russland-Affäre vor der US-Wahl 2016 und im Zusammenhang mit dem Sturm aufs Kapitol im Jänner 2021 begangen hat, habe es nie gegeben.
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Greene ist zudem Tabellen-Führerin im informellen Wettbewerb um die meisten rassistischen, antisemitischen und antimuslimischen Entgleisungen. Im Wahlkampf 2020 fabulierte sie von einer „Invasion der Muslime“ in der Regierung.
Wirre Verschwörungstheorien
Schwarze waren für sie „Sklaven der Demokraten“. Später verglich sie die Corona-Maskenpflicht mit Hitlers Politik gegenüber den Juden. Als in Kalifornien Waldbrände wüteten, äußerte sie den Verdacht, das Feuer könnte von Laser-Kanonen im Weltraum verursacht worden sein – alles finanziert von einer jüdischen Bankiers-Familie.
In ihrer Vergötterung für Donald Trump lässt sich Taylor Greene von niemandem übertreffen. Der zeigt sich erkenntlich, indem er „MTG“ penetrant lobt und zur Leitfigur der konservativen Bewegung hochjazzt. Unter den Namen, die im Falle einer Trump-Kandidatur 2024 für den Posten des Vize-Präsidenten gehandelt werden, taucht folgerichtig ein Name auf, der viele frösteln lässt: Marjorie Taylor Greene.
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