Erneut sprangen Flüchtlinge von NGO-Schiff "Open Arms" ins Meer

Flüchtlinge sprangen ins Meer vor Lampedusa
Das spanische Rettungsschiff liegt weiter vor Lampedusa, eine Fahrt nach Spanien ist für Flüchtlinge und Mannschaft nicht schaffbar. Scharfe Kritik kommt aus Spanien.

Die dramatische Lage auf dem spanischen Rettungsschiff "Open Arms" vor der italienischen Insel Lampedusa spitzt sich nach mehr als zweieinhalb Wochen auf See weiter zu.

Am Dienstag sind gleich mehrere Migranten, die sich an Bord des blockierten Rettungsschiffes befinden ins Meer gesprungen, um an Land zu schwimmen. Zuvor war nur von einem Flüchtling berichtet worden. Einer der Migranten, der von der Küstenwache gerettet wurde, weigerte sich an Bord des NGO-Schiffes zurückzukehren. Wegen seines vehementen Protests wurde er nach Lampedusa gebracht, berichteten italienische Medien.

Die Situation an Bord ist äußerst schwierig. Italien verweigert dem Schiff mit den geretteten Migranten an Bord die Landung. Bereits am Sonntag waren vier Migranten ins Meer gesprungen, um zu versuchen nach Lampedusa zu schwimmen. Sie waren von Mitgliedern der Crew wieder an Bord gebracht worden.

Online-Petition "Lasst sie landen"

"Mit diesem Vorfall beginnt der 19. Tag dieser Entführung", kommentierte Oscar Camps, Gründer der spanischen Hilfsorganisation "Proactiva Open Arms", Betreiberin des Schiffes mit noch 99 Migranten an Bord am Dienstag. Eine Online-Petition für die Landung der Migranten mit dem Slogan "Lasst sie landen" sammelte innerhalb weniger Stunden auf der Internet-Plattform "Change.org" 3.000 Unterschriften.

Salvini bleibt hart

Der italienische Innenminister Matteo Salvini verweigert den Migranten weiterhin die Landung. "Italien ist nicht mehr Europas Flüchtlingslager. Die Italiener schätzen meinen Umgang mit der nationalen Sicherheit", sagte der Innenminister und Chef der rechten Regierungspartei Lega im Interview mit dem Radiosender "Radio 24" am Dienstag.

Scharfe Kritik aus Madrid

Im Streit um das Flüchtlings-Rettungsschiff "Open Arms" hat die spanische Regierung den italienischen Innenminister scharf kritisiert.

Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles sagte am Montagabend, Salvinis Vorgehen sei "eine Schande für die gesamte Menschheit". Der Vorsitzende der ausländerfeindlichen Lega-Partei verfolge "ausschließlich" wahltaktische Ziele.

Neun Migranten von "Open Arms" evakuiert: 99 Menschen bleiben an Bord

Neun Migranten konnten Montagabend das spanische Rettungsschiff aus Gesundheitsgründen verlassen. Bei einer Person bestehe Verdacht auf Krätze, weitere zwei wurden zu Kontrollen ins Spital von Lampedusa eingeliefert, berichteten italienische Medien am Dienstag. An Bord des Schiffes verbleiben damit 99 Migranten, deren Schicksal weiterhin ungewiss bleibt.

Weg nach Spanien zu weit

Zuletzt bot die Regierung in Madrid der Besatzung die Einfahrt in einen spanischen Hafen an. Das lehnt die Hilfsorganisation aber angesichts der Lage der Flüchtlinge an Bord, der großen Distanz zu den spanischen Balearen und der Wetterbedingungen ab. Mehrere europäische Länder, darunter Deutschland, haben sich zur Aufnahme von Flüchtlingen von der "Open Arms" bereiterklärt.

Regierungskrise in Italien

Salvini hatte kürzlich die Regierungskoalition mit der Fünf-Sterne-Bewegung aufgekündigt. Der italienische Rechtsaußen-Politiker strebt angesichts guter Umfragewerte seiner Lega-Partei Neuwahlen an. Regierungschef Giuseppe Conte wird sich am Dienstagnachmittag vor dem Senat in Rom zur politischen Krise in dem Land äußern.

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