Nach offizieller Absegnung am Dienstag durch Queen Elizabeth II in der Sommerresidenz Schloss Balmoral in Schottland, weil die an Mobilitätsproblemen leidende 96-jährige Monarchin dafür nicht nach London reist, übernimmt entweder die dritte weibliche oder der erste nicht-weiße Regierungschef im Land das Ruder.
Steil ansteigende Energierechnungen und Inflation standen im Mittelpunkt der letzten Debatte. Truss versprach „Energiepreise für Verbraucher“ und eine Ankurbelung der Wirtschaft. Sunak bot sich, in Abgrenzung zu den Skandalen unter Johnson, als Chef einer „kompetent und ernsthaft“ geleiteten und auf „Anstand und Integrität“ aufbauenden Regierung des „Wandels“ an.
Anders als der Sohn indischer Eltern schloss Truss eine Rationierung von Gas aus, obwohl Experten warnen, dass im Falle von Gasmangel und Kälte im Jänner Blackouts drohen könnten. Sie lehnte auch weitere Sondersteuern auf Gewinne von Energiefirmen ab.
Johnson hatte nach diversen Skandalen und Kritik an seiner Amtsführung unter immer stärkerem parteiinternem Druck Anfang Juli seinen Rücktritt erklärt. Die Tories wurden seither ihrem Ruf, sich besonders schmutzige Machtkämpfe zu liefern, gerecht.
Eine „Lektion in Folter“, nannte der Guardian die letzten Wochen. „Der Wahlkampf hat beide Kandidaten so beschädigt, dass Parteibasis und breitere Bevölkerung offenbar selbst einen diskreditierten Boris Johnson als Premier bevorzugen würden“.
In Umfragen liegt Truss, 47 Prozent, deutlich vor Sunak (42). Mit Versprechen von Steuerkürzungen und scharfen Worten gegen EU und Wokeness ist sie Liebling des rechten Parteiflügels und der Basis. Viele dort sehen Sunak als Verräter, weil sein Rücktritt als Minister der Revolte gegen Johnson weiteren Schwung gab.
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Find Out Now und der Wahlforscher von Electoral Calculus zeigt aber, dass unter allen britischen Wählern 27 Prozent lieber Sunak als Premier hätten; Truss kam nur auf 16 Prozent. Das könnte der Partei vor der nächsten Wahl Kopfschmerzen bereiten, meint Chris Holbrook, Chef von Find Out Now: „Wenn die Abstimmung für Truss eine Form der Rache an Sunak ist, sollten Tory-Mitglieder vielleicht überlegen, was diese Ergebnisse für ihren nächsten Kampf bede
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