Lawrow droht dem Westen + Kreml sucht Schlupfloch für Gaslieferungen

Lawrow droht dem Westen + Kreml sucht Schlupfloch für Gaslieferungen
Der russische Außenminister ist bekannt für markige Drohungen gegen den Westen. In einem Interview unterstrich er Russlands Bereitschaft, jedes Mittel einzusetzen, um eine Niederlage in der Ukraine zu vermeiden.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat gewarnt, dass Russland zum Einsatz aller möglichen Mittel zu seiner Verteidigung bereit sei. Die USA und ihre Verbündeten "müssen verstehen, dass wir bereit wären, jedes Mittel zu nutzen, um ihnen nicht zu ermöglichen, das zu erreichen, was sie als strategische Niederlage Russlands bezeichnen", sagte Lawrow in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem umstrittenen rechten Nachrichtenmoderator Tucker Carlson.

Er hoffe, dass die westlichen Länder Moskaus kürzliche Nutzung einer neuartigen Rakete in der Ukraine ernst genommen hätten, fuhr Lawrow fort: "Wir senden Signale, und wir hoffen, dass das letzte, vor ein paar Wochen, das Signal mit dem neuen Waffensystem namens Oreschnik, (...) ernst genommen wurde".

Russland hatte vor zwei Wochen seine neue Hyperschallrakete Oreschnik auf die ukrainische Stadt Dnipro abgefeuert. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte damit, die Waffe als Antwort auf die ukrainischen Angriffe auf russisches Territorium auf die ukrainische Hauptstadt Kiew zu schießen.

Moskau will "weitere Botschaften senden"

Lawrow beharrte nun darauf, dass Russland die Situation nicht eskalieren lassen und "jedes Missverständnis" mit den USA und ihren Partnern vermeiden wolle. Er warnte zugleich, dass Moskau "weitere Botschaften senden" werde, "wenn sie nicht die notwendigen Schlussfolgerungen" ziehen.

Putin hatte erklärt, dass die Oreschnik-Rakete mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit fliege und nicht abgefangen werden könne. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskij bezeichnete den Angriff als "jüngsten Ausbruch russischen Wahnsinns" und forderte angepasste Luftverteidigungssysteme, um der Bedrohung zu begegnen.

Carlson, ein Trump-Vertrauter und ehemaliger Moderator des US-Nachrichtensenders Fox News, hatte im Februar bereits den russischen Präsidenten Wladimir Putin interviewt. Es war das erste Interview Putins mit einem westlichen Journalisten seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022. Darin stellte Carlson kaum harte Fragen und hörte dem Präsidenten über lange Strecken bei seinen Ausführungen und seiner Begründung für den Angriff auf die Ukraine zu.

Harte Kämpfe im Süden der Ukraine

Die Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen gehen derweil entlang der gesamten Front mit unverminderter Härte weiter. Der Generalstab in Kiew schrieb in seinem abendlichen Lagebericht von 170 Zusammenstößen. Dabei setzten die russischen Angreifer im Tagesverlauf 599 Drohnen ein. 

Die am härtesten umkämpften Frontabschnitte lagen einmal mehr im Süden der Ukraine, wo die Russen versuchen, die Städte Kurachowe und Pokrowsk einzunehmen. 

Ähnlich brenzlig ist die Lage im Frontabschnitt zwischen den Gebieten Donezk und Saporischschja um die Ortschaft Welyka Nowosilka. Im westrussischen Kursk hingegen ist nach den schweren Angriffen der letzten Wochen etwas Ruhe eingekehrt - der ukrainische Generalstab jedenfalls meldete deutlich weniger Gefechte als zuvor.

Kreml sucht nach Schlupfloch für Gaslieferungen ins Ausland

Derweil versucht Kremlchef Putin, die wirtschaftlichen Auswirkungen seines Angriffskriegs auf das eigene Land zu minimieren. So hat er ausländische Käufer von der Pflicht befreit, für russisches Gas auf ein Konto der Gazprombank einzuzahlen. Im neuen Dekret ist nur noch von einer „bevollmächtigten Bank“ die Rede. 

Die Änderung soll dabei helfen, weiter russisches Gas in EU-Länder zu verkaufen, nachdem die Gazprombank vor zwei Wochen von den USA auf die Sanktionsliste gesetzt worden war. Putin hatte im April 2022 kurz nach Beginn des von ihm befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine und den ersten Sanktionen gegen Russland festgelegt, dass Kunden in westlichen Ländern nur noch Gas bekommen, wenn sie das Geld dafür auf ein Rubel-Konto der Gazprombank einzahlen. Die Maßnahme sollte damals die russische Währung stützen und gleichzeitig die Macht des Kremls im Konflikt mit dem Westen demonstrieren. either ist der Anteil russischen Pipelinegases innerhalb der EU stetig gefallen. Manche Länder wie die Slowakei und Ungarn kaufen es aber immer noch.

Kommentare