Kronprinz Salmans tiefer Fall: Vom PR-Star zum Unberührbaren

Zukunftsstädte, Frauen in Fußballstadien und am Steuer – im Wochentakt tauchten im Jahr 2018 Meldungen zu weiteren „Öffnungsschritten“ Saudi-Arabiens auf. Orchestriert von großen US-PR-Firmen, die scheinbar den Auftrag hatten, den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ins richtige Licht zu rücken.
Vor allem amerikanische Medien veröffentlichten zahlreiche Interviews mit Salman, in denen er sich als zukunftsorientierter Reformer präsentieren durfte. Bei der Präsentation der „Zukunftsstadt Neom“, ein geplantes Silicon Valley im Nordosten des Landes, trat Prinz Salman persönlich vor potenzielle Investoren, erklärte seine Pläne mit höflicher Freundlichkeit.
Doch dann starb Jamal Khashoggi. Der saudische Blogger wurde im Herbst 2018 in Istanbul von einem Spezialkommando aus Riad getötet. Von seinem Leichnam fehlt bis heute jede Spur. Aus einem US-Geheimdienstbericht, der im Februar veröffentlicht wurde, geht hervor, dass der Kronprinz selbst die Operation zur Gefangennahme oder Tötung Khashoggis genehmigt hatte.
Seither gehen die USA auf Distanz, haben zuletzt ihre Unterstützung der saudischen Militäroperation im Jemen beendet. US-Präsident Joe Biden macht deutlich, dass er das Verhältnis zu Saudi-Arabien neu ausrichten werde. In dem Wüstenstaat steht weiterhin die Todesstrafe sowohl auf Homosexualität, als auch auf „Hexerei“. Bei einer TV-Debatte im November 2019 hatte Biden die Frage bejaht, ob er als Präsident führende saudische Politiker wegen des Mordes an Khashoggi bestrafen werde.
Biden hatte damals auch gesagt, er glaube, dass der Journalist auf Befehl des Kronprinzen getötet worden sei, und nannte ihn einen „Paria“. Zwar verhängten die USA im Februar noch keine ernst zu nehmenden Sanktionen gegen Riad, doch die Zeiten als sich der Kronprinz der engen Freundschaft des US-Präsidenten sicher sein konnte, scheinen vorbei zu sein.
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