Kritik an Bahn: Rassismus-Vorwürfe gegen deutschen Grünen

Boris Palmer während der Schlichtungsgespräche zu "Stuttgart 21".
Nach neuerlichem gesellschaftspolitischen Ausritt sieht sich Boris Palmer mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Tübingens grüner Bürgermeister Boris Palmer sorgt in Deutschland wieder einmal für Schlagzeilen - diesmal mit seiner Kritik an der Deutschen Bahn. Diese wirbt auf ihrer Internetseite mit Bildern von Reisenden unterschiedlicher Hautfarben. Palmer schrieb dazu auf Facebook, er finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die Personen ausgewählt wurden.

Dafür hagelt es von deutschen Politikern viel Kritik – auch von Palmers grünen Parteifreunden.

Konkret rügte der Tübinger Oberbürgermeister Palmer die Auswahl der Werbeträger der Bahn. Auf ihrer Website zeigt die Deutsche Bahn etwa den dunkelhäutigen Sterne-Koch Nelson Müller und die türkisch-stämmige Moderatorin Nazan Eckes. „Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die „Deutsche Bahn die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat“, schrieb Palmer am Dienstag auf Facebook. „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“

Kritik an Bahn: Rassismus-Vorwürfe gegen deutschen Grünen

Diese Werbung gefällt dem Tübinger Bürgermeister Palmer gar nicht.

„Gesellschaftliche Realität“

Die Bahn reagierte befremdet. „Herr Palmer hat offenbar zum wiederholten Male Probleme mit einer offenen und bunten Gesellschaft“, sagte ein Sprecher. „Solch eine Haltung lehnen wir ab.“ Müller, Eckes und der frühere Formel-1-Fahrers Nico Rosberg, die auch auf Plakaten und in Werbespots der Bahn zu sehen sind, stünden „für besondere Talente, die viele Menschen begeistern“.

Und auch der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, lobte die Kampagne demonstrativ: „Die Bahn ist für alle da, und dass sie mit Vielfalt wirbt, begrüße ich“, sagte er der dpa. „Es zeigt die gesellschaftliche Realität.“

Kritik an Bahn: Rassismus-Vorwürfe gegen deutschen Grünen

Palmer rechnete bereits vor dem Posting mit einem Shitstorm.

Grüne Rücktrittsforderungen

Viele Grüne zeigten sich genervt von Palmer, der mit Aussagen zur Asylpolitik seine Partei immer wieder reizt. Der Tübinger Landtagsabgeordnete der Grünen in Baden-Württemberg, Daniel Lede Abal, wies Palmers Äußerung als „einfach völlig daneben“ zurück: „Wenn er als Oberbürgermeister mit so einer Stadtgesellschaft nicht zurechtkommt, sollte er sich jetzt überlegen, ob er Oberbürgermeister bleiben kann.“ Der nordrhein-westfälische Grüne Ali Bas forderte auf Twitter: „Es wird Zeit den Hut zu nehmen, Herr Palmer!“

Auf Anfrage der dpa erläuterte Palmer am Dienstag seinen Standpunkt. „Menschen, die so aussehen, als hätten sie keinen Migrationshintergrund, sind bei den Bildern in der Minderheit“, sagte er. „Ich würde eine Auswahl an Bildern, die unsere Gesellschaft abbildet, für logischer halten.“ Wer eine andere Auswahl treffe, könne dafür gute Gründe haben. „Aber die erkenne ich bisher nicht.“ Er frage sich, welche Strategie hinter der Bilderauswahl der Bahn stecke.

Kommentare