Beistandsverpflichtung
Ein Urteil, das Peking nicht ernst nimmt. Lieber schaffen die Chinesen Tatsachen, nehmen Sandbänke in Besitz, schütten sie auf, errichten darauf Militärbasen. Nicht jedoch auf der Ayungin Sandbank – denn die Sierra Madre abzuschleppen könnte heftige Konsequenzen nach sich ziehen: Würden chinesische Verbände das Schiff angreifen, würde das eine Beistandsverpflichtung der USA auslösen, die Washington 1951 mit den Philippinen getroffen hatte. „Das ist der Grund dafür, dass China zwar gegen die Präsenz der Sierra Madre protestiert und fordert, dass diese abgezogen wird. Doch es schreckt davor zurück, diese selber abzuschleppen oder zu übernehmen“, erklärt François-Xavier Bonnet vom Institut de Recherche sur l’Asie du Sud-Est contemporaine, der NZZ.
➤ Warum die USA und China trotz der Rivalität zur Annäherung gezwungen sind
Am Wochenende versuchten es chinesische Schiffe einmal mehr auf anderem Weg: Mit Wasserwerfern wollten sie Versorgungsschiffe, die den Soldaten auf der Sierra Madre wichtige Lebensmittel liefern sollten, abdrängen. Nur eines der zwei gecharterten Schiffe soll es zur Sierra Madre geschafft haben, der Vorfall löste eine weitere diplomatische Krise zwischen Peking und Manila aus.
Es ist nicht das erste Mal, dass chinesische Schiffe versuchen, den Nachschub zu unterbinden – 2014 mussten die Soldaten auf dem Wrack über den Luftweg versorgt werden, da chinesische Schiffe den Weg blockiert hatten.
„China fordert die philippinische Seite erneut auf, das Kriegsschiff unverzüglich von der Sandbank zu entfernen und den unbesetzten Zustand wiederherzustellen“, forderte das chinesische Außenministerium am Dienstag in einer Erklärung.
Daran denkt auf den Philippinen niemand – das Schiff werde bleiben, war die prompte Antwort der militärisch massiv unterlegenen Philippinen. Genau das dürfte der Grund sein, warum man in Manila auf das alte Wrack setzt. Als etwa 1995 philippinische Soldaten wegen eines Taifuns ihren Stützpunkt auf dem nicht weit entfernten „Mischief Reef“ verließen, besetzten ihn die Chinesen – und haben ihn seither unter ihrer Kontrolle.
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