Gouverneur: Russische Truppen werden sich nun auf Donezk konzentrieren

Gouverneur: Russische Truppen werden sich nun auf Donezk konzentrieren
Nach schweren Kämpfen hat die ukrainische Armee am Sonntag zudem ihren Rückzug aus der Stadt Lyssytschansk im Osten des Landes verkündet.

Tag 131 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine:

 

Nach der Einnahme der ostukrainischen Region Luhansk werden sich die russischen Truppen nach Einschätzung des örtlichen Gouverneurs nun auf die Nachbarregion Donezk konzentrieren. Er rechne damit, dass vor allem die dortigen Städte Slowjansk und Bachmut angegriffen würden, sagt Gouverneur Serhij Hajdaj der Nachrichtenagentur Reuters.

Russland versuche, die vollständige Kontrolle über den Donbass zu erringen. Diese Region an der Grenze zu Russland besteht aus den ukrainischen Regionen Luhansk und Donezk.

Rückzug der ukrainischen Truppen aus Lyssytschansk

Nach wochenlangen Kämpfen hat die ukrainische Armee am Sonntag ihren Rückzug aus der Stadt Lyssytschansk im Osten des Landes verkündet. "Um das Leben der ukrainischen Verteidiger zu schützen, wurde die Entscheidung getroffen, sich zurückzuziehen", teilte der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte in einer Erklärung mit.

Der Generalstab verwies in seiner Erklärung auf die zahlenmäßige und materielle Überlegenheit der russischen Armee. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor erklärt, mit der Einnahme der strategisch wichtigen Stadt sei die gesamte Donbass-Region Luhansk "befreit" worden. Die ukrainische Armee hatte dies zunächst dementiert.

Lyssytschansk für Selenskij nicht verloren

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij sieht Lyssytschansk trotz des Rückzugs noch nicht als verloren an. "Wenn das Kommando unserer Armee Menschen von bestimmten Punkten der Front abzieht, wo der Feind den größten Feuervorteil hat - insbesondere Lyssytschansk -, bedeutet das nur eins: Dass wir dank unserer Taktik, dank der verstärkten Versorgung mit modernen Waffen, zurückkommen werden", sagte er am Sonntag in einer Videobotschaft.

Die ukrainische Armee bewege sich vorwärts - sowohl im Gebiet Charkiw im Osten, als auch im Gebiet Cherson im Süden und auf dem Schwarzen Meer. Die jüngst wiedererlangte Schlangeninsel sei ein gutes Beispiel dafür. "Es wird einen Tag geben, an dem wir dasselbe über den Donbass sagen werden", meinte Selenskij. "Die Ukraine gibt nichts verloren."

Nächstes Ziel der Russen: Slowjansk?

Nach der Einnahme von Lyssytschansk im Osten der Ukraine rücken die russischen Truppen nun eben auf das nächste Ziel vor, den Ballungsraum um Slowjansk. "In Richtung Slowjansk versuchen die Russen, die Kontrolle über die Ortschaften Bohorodytschne, Dolyna und Masaniwka herzustellen", teilte der ukrainische Generalstab am Montag mit. Die drei Ortschaften liegen weniger als 20 Kilometer im Norden und Nordosten von Slowjansk, südlich des Flusses Siwerskyj Donez.

Von Osten her haben die russischen Truppen nach diesen Angaben ebenfalls den Siwerskyj Donez überquert, der in der Region in einem Bogen verläuft. Dort versuche der Feind die ukrainischen Kräfte auf eine neue Verteidigungslinie zwischen Siwersk, Soledar und Bachmut zurückzudrängen, hieß es in dem Lagebericht. Diese drei Städte liegen etwa 30 bis 40 Kilometer östlich vom Ballungsraum Slowjansk-Kramatorsk, der als Hauptquartier der ukrainischen Verteidigungskräfte im Donbass gilt.

An anderen Frontabschnitten, sowohl im Norden um die Millionenstadt Charkiw als auch im Süden in den Schwarzmeerregionen Saporischschja, Cherson und Mykolajiw gab es nach ukrainischen Angaben trotz schwerer Artilleriegefechte keine nennenswerten Truppenbewegungen. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

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