Kreml bewertet Milliardär Oleg Tinkow als "ausländischen Agenten"

Oleg Tinkow (Archivbild aus 2019)
Russischer Milliardär hatte den Krieg in der Ukraine auf das Schärfste kritisiert.

Die russische Regierung hat den Exil lebenden Milliardär Oleg Tinkow als "ausländischen Agenten" eingestuft. Der 56-jährige Gründer der Tinkoff-Bank habe "falsche Informationen" über die russische Regierung verbreitet und sich gegen die "militärische Spezialoperation in der Ukraine" ausgesprochen, teilte das Justizministerium in Moskau zur Begründung mit.

Tinkow hatte 2022 seine russische Staatsbürgerschaft abgegeben, weil er "nicht mit einem faschistischen Land in Verbindung gebracht werden" wollte, das "einen Krieg mit seinem friedlichen Nachbarn begonnen" habe und täglich unschuldige Menschen töte. Er forderte andere prominente russische Geschäftsleute auf, seinem Beispiel zu folgen.

Tinkow hatte die russische Offensive in der Ukraine bereits zuvor scharf kritisiert und als "wahnsinnigen Krieg" bezeichnet. Den Westen forderte er auf, das "Massaker" zu beenden. Seinen Posten als Chef der Tinkoff-Bank hatte er bereits 2020 niedergelegt, wohl aber nicht ganz freiwilllig. Er war eigenen Angaben zufolge gezwungen gewesen, seinen Anteil an der Tinkoff-Bank zu einem Bruchteil des Werts zu verkaufen.

Heute besitzt er die Staatsbürgerschaft Zyperns. Tinkow wurde international durch sein Engagement im Profi-Radsport bekannt. Er war einer der Hauptsponsoren des von Bjarne Riis geführten World Tour Teams Tinkoff-Saxo, das er 2013 für umgerechnet sechs Millionen Euro aufkaufte und in dessen Planung er sich aktiv einbrachte. Zum Ende des Jahres 2016 wurde das Team aufgelöst.

Das US-Magazin Forbes schätzte sein Vermögen im Jahr 2021 auf rund 4,7 Milliarden US-Dollar.

Der Kreml hat seit Beginn seiner Ukraine-Offensive sein Vorgehen gegen kritische Stimmen in Russland verschärft und hunderte Oppositionelle, Menschenrechtsaktivisten und Journalisten als "ausländische Agenten" eingestuft. Die Einstufung hat strenge Auflagen für die Betroffenen zur Folge. Unter anderem müssen sie ihre Finanzierungsquellen offenlegen. Zudem sind sie verpflichtet, ihre Veröffentlichungen entsprechend zu kennzeichnen. Dies gilt auch für Einträge in Online-Netzwerken.

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