Teufelskreis aus Klimakrise und Schuldenfalle: Paris-Gipfel sucht Ausweg

„Diejenigen, die für Verschmutzungen verantwortlich sind, muss man auch zur Kasse bitten.“ Und die Verantwortlichen für die globale Erwärmung, das sind aus Sicht der ugandischen Klimaaktivistin Vanessa Nakate die reichen Industriestaaten.
Kaum einer der Dutzenden Staats- und Regierungschefs aus Afrika, Asien und Lateinamerika, die gestern zu einem zweitägigen Finanzgipfel nach Paris eilten, dürfte anderer Meinung gewesen sein: Der Klimawandel soll weitweit bekämpft werden? Dann bedarf es viel mehr Geldes, um die gewaltigen Aufgaben in den ärmeren Ländern der Welt zu stemmen.
Wie aber soll das funktionieren?
Nur mit grundlegenden Reformen der internationalen Finanzinstitute wie Währungsfonds und Weltbank, konstatierte Emmanuel Macron.
Der französische Präsident wollte bei seinem Mega-Gipfel mit fast 50 Staats- und Regierungschefs eine Kursänderung anstoßen: „Klimaschutz und der Kampf gegen die Armut müssen zeitgleich angepackt werden.“
Schuldenlast
Das Problem dabei: An die 130 Schwellen- und Entwicklungsländer befinden sich in einer schwierigen Schuldenlage. Weitere 40 – wie Sambia – stehen vor der Zahlungsunfähigkeit.
An die Aufnahme neuer Kredite zur Bekämpfung der Klimakrise ist da nicht zu denken. „Länder mit niedrigen Einkommen geben fünf Mal höhere Mittel für den Schuldendienst aus als für den Kampf gegen den Klimawandel“, schildert die Leiterin der Stiftung European Climate Foundation in Brüssel, Laurence Tubiana.
Und dabei sind es meist die ärmeren Länder Welt, die am heftigsten unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben. In Pakistan etwa kam es im Vorjahr zur schlimmsten Flutkatastrophe seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Der Teufelskreis dreht sich dabei immer schneller: Umweltkatastrophen können kaum bewältigt werden, Geld für den Wiederaufbau gibt es zu wenig und für die grüne Wende schon gar nicht.

Mia Mottley, Premierministerin der Karibik-Insel Barbados
Mia Mottley, der unbestrittene Star des Gipfels in Paris, kämpft dagegen seit Jahren mit einem klaren Plan. Die Premierministerin der Karibikinsel Barbados fordert von IWF und Weltbank, gegenüber den am stärksten verschuldeten Staaten der Welt Schuldenschnitte vorzunehmen. Geberländer, Investoren, IWF und Weltbank sollen zudem neue Klimafonds erstellen, die Projekte nicht nach potenziellen Gewinnen auswählen, sondern nach ihrem Nutzen für den Klimaschutz.
Die Rede ist dabei von mindestens 100 Milliarden Euro pro Jahr. Dabei wären die benötigten Summen noch viel höher:
Eine Studie der Internationalen Energieagentur und International Finance Corporation (IFC) kommt zum Ergebnis, dass die Investitionen in erneuerbare Energien in Entwicklungsländern verdreifacht werden müssten, von derzeit 770 Milliarden auf 2.800 Milliarden US-Dollar (2.500 Mrd. Euro). „Der Kampf gegen den Klimawandel wird in den Entwicklungsländern gewonnen“, sagte dazu IFC-Chef Makhtar Diop.
Mit konkreten Ergebnissen beim Gipfel wird nicht gerechnet. Frankreich hofft jedoch, dass sich die Teilnehmer auf einen „Fahrplan“ mit weiteren Schritten einigen.
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