Zeremonie der Krönung: Schwerter, Sporen und Öl aus Jerusalem

Zeremonie der Krönung: Schwerter, Sporen und Öl aus Jerusalem
Wenn Charles am Samstag die Krone aufgesetzt wird, ist das Teil eines mehr als ein Jahrtausend alten Rituals – und das kann auch der neue König nur ein bisschen modernisieren.

Nein, er wird voraussichtlich nicht darin schlafen, sieht auch nicht sonderlich bequem aus, das wuchtige Ding aus Walnussholz, das im State Bedroom in den Räumlichkeiten des Parlaments in Westminster ganz offiziell für Charles bereitet wird – für die Nacht vor der Krönung. Hat auch schon längere Zeit kein Monarch mehr gemacht, genauer gesagt seit rund 200 Jahren. Aber das ist für englische Verhältnisse quasi vorgestern, schließlich soll schon Willian der Eroberer die Nacht vor seiner Krönung im State Bed verbracht haben, also natürlich dem Vorgängermodell.

Magisches Weltbild

Das Bett, das obendrein eine Zeit lang verschollen war – in einem Landhaus in Wales – ist nur ein Stück aus dieser bemerkenswerten Sammlung an Ritualen, die König Charles und Königin Camilla an diesem Samstag in der Westminster Abbey erwarten.

Schließlich ist so eine Krönung eine zutiefst religiöse Zeremonie, in der auch in Großbritannien der Glaube ans Gottesgnadentum eines Herrschers steckt und dazu die Reste eines magischen Weltbilds.

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Aus Jerusalem stammt angeblich das Öl, mit dem Charles vom Erzbischof von Canterbury gesalbt wird. Auch ein britischer König wird also derselben Prozedur unterzogen wie einst der biblische König Salomon. Dieser religiöse Höhepunkt der Zeremonie bleibt übrigens den Zuschauern in der Kirche und auch den Fernsehkameras vorenthalten. Ein Baldachin verdeckt den Blick auf das zu salbende Haupt des Herrschers.

Dafür ab er kann man sich nachher an einer Unmenge an Krönungsinsignien sattsehen, all die uralten Kostbarkeiten, die Charles nach der Salbung angelegt, umgehängt oder zumindest in die Hand gedrückt werden. Da gibt es Schwerter aller Größen, denen ein paar Jahrhunderte meist blutiger Geschichte anhaften, Sporen, Armschienen und Ringe.

Zeremonie der Krönung: Schwerter, Sporen und Öl aus Jerusalem

Anzug genügt

Charles, bemüht, ein einigermaßen moderner Herrscher zu sein, hat ja Teile des Zeremoniells sanft entstauben lassen. Zumindest die 3.000 geladenen Gäste müssen nicht mehr die pelzbesetzten Krönungsroben tragen, die bei der Krönung seiner Mutter Elizabeth noch Vorschrift waren. Keine leichte Sache, wenn der Gottesdienst damals, vor 70 Jahren, mehr als drei Stunden dauerte. Diesmal genügt also schwarzer Anzug, und der Erzbischof muss es in rund einer Stunde schaffen. Dafür aber darf auch einiges ein bisschen schneller gehen. So wird – zumindest nach vorläufigem Protokoll -– der Kniefall einiger Vertreter des englischen Adels vor dem frisch gekrönten Charles gestrichen. Lediglich ein Eid soll auf den König gesprochen werden.

Der hat sich seinen eigenen Eid auch in zeitgemäßer Bescheidenheit ummodeln lassen. Charles wird also ankündigen, dass er gekommen ist „um zu dienen“, nicht wie in der alten Version, um bedient zu werden.

Gekrönt und gesalbt wird auch Camilla, und Charles hat alles daran gesetzt, um ihre Rolle aufzuwerten. Das fängt schon beim Titel „Queen“ an, der statt des traditionellen „Queen Consort“ auf den Einladungen steht. Bei der Wahl der Krone für die Königin musste man aber kurzfristig umdisponieren. Die Krone, die eigentlich vorgesehen war, trägt einen Diamanten, auf den inzwischen die ehemalige Kolonie Indien Anspruch erhebt – die andere Seite britischer Tradition.

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