Kippt das Verbrenner-Aus? EU gibt sich mehr Zeit

Auspuff im Vordergrund, Radfahrer im Hintergrund.
An sich wollte die EU-Kommission Mitte Dezember die Pläne zum Ende des Verbrenners vorlegen. Nun lässt man sich mehr Zeit. Laut einem Medienbericht könnte das Aus kippen.

Zusammenfassung

  • Die EU-Kommission könnte ihren Vorschlag zum Verbrenner-Aus, ursprünglich für den 10. Dezember geplant, auf das kommende Jahr verschieben.
  • Die Kommission zeigt sich offen für neue Verbrenner nach 2035, sofern diese mit E-Fuels oder Biokraftstoffen betrieben werden.
  • Umweltziele und Wettbewerbsfähigkeit der EU-Industrie sollen gleichermaßen berücksichtigt werden, einschließlich alternativer Kraftstoffe.

Neuwagen sollen laut EU-Vorgabe ab dem Jahr 2035 kein klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO₂) mehr ausstoßen dürfen. Faktisch dürften ab diesem Zeitpunkt keine neuen Autos mit Benzin- oder Dieselmotor mehr zugelassen werden. Dadurch soll der CO2-Ausstoß des Verkehrssektors stärker sinken. 

Bis 10. Dezember wollte die EU-Kommission neue Pläne zum Verbrenner-Aus vorlegen. Das könnte sich jedoch verzögern. Die EU-Kommission dürfte sich für einen neuen Vorschlag mehr Zeit lassen als ursprünglich vorgesehen, berichtet das Handelsblatt. Möglicherweise werden die neuen Pläne erst im neuen Jahr präsentiert. "Wir arbeiten weiterhin sehr hart daran, bis zum 10. Dezember bereit zu sein", sagte EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas dem Handelsblatt. Allerdings bestehe die Möglichkeit, "dass wir etwas später dran sind". Dafür gebe es "gute Gründe".

Wird das Verbot gekippt?

Die EU-Kommission zeigt sich einem Bericht zufolge offen für neue Verbrenner - auch nach dem Jahr 2035. "Wir sind offen für alle Technologien", zitiert das Blatt den Verkehrskommissar Tzitzikostas auf die Frage, ob die EU auch weiterhin klassische Verbrenner erlauben werde.

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hatte zuvor Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einem Brief aufgefordert, neben rein batterieelektrischen Fahrzeugen weiterhin Fahrzeuge mit doppeltem Antrieb - also Batterie und Verbrenner - zuzulassen. Auch sollten "hocheffiziente Verbrenner" weiterhin auf die Straßen dürfen.

Das Schreiben des deutschen Kanzlers sei "sehr positiv aufgenommen" worden, sagte Tzitzikostas dem Handelsblatt. In einer neuen Regelung werde die Kommission "alle technologischen Entwicklungen" einbeziehen, "einschließlich der Rolle von emissionsfreien und emissionsarmen Kraftstoffen und fortgeschrittenen Biokraftstoffen".

Zwei weitere Kommissionsbeamte haben dem Blatt bestätigt, dass man künftig auch traditionelle Verbrennermotoren zulassen wolle, solange diese mit E-Fuels oder Biokraftstoffen betankt werden.

EU-Kommissar: Müssen unserer Industrie helfen

Die EU sei bemüht, an Umweltzielen festzuhalten, doch gehe es auch darum, geopolitische Entwicklungen zu berücksichtigen, so Tzitzikostas. Wettbewerbsfähigkeit dürfe nicht gefährdet werden. "Wir müssen darauf achten, unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht zu beeinträchtigen und gleichzeitig der EU-Industrie dabei helfen, ihren technologischen Vorsprung zu halten", sagte er.

Die Kommission betrachte derzeit etwa die Rolle von umweltfreundlicheren Kraftstoffen wie Biokraftstoffen, die Rolle von Firmenwagen sowie mögliche Vorgaben für Produktionsanteile in der EU.

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