Kenyatta: Al Shabaab nicht für Angriff verantwortlich

Für Kenias Präsident Kenyatta ist klar, für die Angriffe sei die Islamistenmiliz aus Somalia Al-Shabaab nicht verantwortlich. Es handle sich um eine "ethnisch motivierte Gewalt".
Somalische Al Shabaab-Miliz nicht für Angriffe in Kenia verantwortlich. Insgesamt 64 Menschen gestorben.

Nur einen Tag nach dem mörderischen Angriff auf ein Dorf nahe der kenianischen Urlaubsinsel Lamu haben Unbekannte dort einen zweiten schweren Anschlag verübt. Die Zeitung Daily Nation bezifferte die Zahl der Opfer am Dienstag unter Berufung auf Sicherheitskreise auf 15, darunter zwei Polizisten.

Gewalt gegen Kikuyu

Kenyatta: Al Shabaab nicht für Angriff verantwortlich
Uhuru Kenyatta, Archivbild
Die kenianische Regierung hat überraschend innenpolitische Gegner für die Überfälle auf zwei Küstenorte mit mehr als 60 Toten verantwortlich gemacht. Hinter den Bluttaten in Mpeketoni am Montag und in einem weiteren kleinen Ort in der Nacht zum Dienstag steckten Leute, die aus politischen Gründen Hass und Gewalt säen wollten, sagte der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta am Dienstag.

Er verwarf die bisherige Annahme, Milizen der islamistischen Al-Shabaab stünden hinter den Überfällen. Die Gruppe hatte sich allerdings zu den Taten bekannt, bei denen Zivilisten willkürlich getötet wurden.

Al Shabaab bekennt sich zur Tat

An den Folgen des Angriffs am Sonntagabend auf das Dorf Mpeketoni waren 49 Menschen gestorben. Die Al Shabaab aus Somalia hatte sich dazu bekannt und weitere Angriffe angekündigt. In der Nacht zum Dienstag seien Unbekannte erneut in das Dorf eingedrungen und hätten mehrere Bürger aus ihren Häusern geholt, berichtete Daily Nation. Anschließend hätten sie diese per Kopfschuss getötet. Fast alle Opfer beider Angriffe waren offenbar Männer.

Eine Überlebende des ersten Angriffs sagte der Nachrichtenagentur dpa, sie habe Angst, mit ihrer Familie nach Mpeketoni zurückzugehen. „Wir verstecken uns jetzt schon seit Sonntagabend in den Wäldern und wir haben nichts bei uns“, erklärte die Taxifahrerin Mercy Kariuki.

Kenyatta: "Örtliche politische Netzwerke"

Kenyatta schwieg zunächst zu den neuen Anschlägen. Nach wachsender Kritik wandte er sich am Dienstagnachmittag an das Volk. "Bei der Attacke in Lamu (der Provinz beider Ortschaften) handelt es sich um eine gut geplante und koordinierte Tat ethnischer Gewalt gegen die kenianische Bevölkerung", sagte Kenyatta in einer Ansprache. "Deshalb war dies kein Terrorakt der Al-Shabaab." Es gebe Hinweise darauf, dass "örtliche politische Netzwerke" an den Verbrechen beteiligt gewesen seien, sagte Kenyatta. Einzelheiten nannte er nicht.

In Kenia kommt es immer wieder zu Terroranschlägen. Der schlimmste war bisher der Überfall auf das Einkaufszentrum Westgate in der Hauptstadt Nairobi, bei dem im September vergangenen Jahres 67 Menschen starben. Die Al Shabaab hatte sich auch zu dieser Tat bekannt. Sie fordert den Abzug kenianischer Truppen aus Somalia.

Kein Vertrauen in Kenyatta

Die Beschuldigung politischer Gegner könnte nach Einschätzung von Experten den Druck auf die Regierung mildern, der Unfähigkeit beim Schutz der Bevölkerung vorgeworfen wird. Kenyatta nannte seinen Hauptrivalen Raila Odinga nicht beim Namen, doch schienen seine Bemerkungen gegen ihn gerichtet. Odinga, der bei der Präsidentenwahl im vergangenen Jahr Kenyatta unterlag, kehrte erst kürzlich nach Kenia zurück. Er verurteilte die Massaker.

Andauernde Gewalt ruiniert Tourismus

Mpeketoni liegt etwa 50 Kilometer von dem Inselarchipel entfernt, das lange als Urlaubsparadies im Indischen Ozean galt. Wegen der andauernden Gewalt und immer schärferer Sicherheitshinweise der westlichen Regierungen erlebt der für Kenias Wirtschaft so wichtige Tourismus eine schwere Krise.

Nach den Wahlen 2007 war Kenia in ethnischer Gewalt versunken. Fast wäre es zu einem Bürgerkrieg gekommen. Konflikte der Dutzenden Ethnien und ihrer Untergruppen stellen seit langem eines der größten Probleme des Landes dar. Kenyatta wird vom Weltstrafgericht in Den Haag vorgeworfen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen und seine Leute zu Morden und Vergewaltigungen angestiftet zu haben.

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