Keine Karotten aus Israel? Britischer Supermarkt erntet scharfe Kritik

General views at Tesco Extra supermarket in Cheshunt
Mitglieder der britischen Supermarktkette Co-op wollen ein Zeichen für den Frieden setzen und haben 17 „bedenkliche Länder“ identifiziert. Neben Russland und Afghanistan zählt dazu auch Israel.

Mediterranes Einflüsse, eine lange Anbausaison und ein sandiger Boden bringen in der westlichen Negev-Region im Süden Israels ideale Bedingungen für den Karottenanbau. Doch der Hinweis „Aus Israel“ wird auf den Karottenpackungen im britischen Supermarkt Co-op bald nicht mehr zu finden sein. Die Lebensmittelkette hat angekündigt, Produkte von Ländern, in denen es „international anerkannte Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen das Völkerrecht“ gibt, aus den Regalen zu nehmen.

Im Zuge einer einjährigen Analyse wurden insgesamt 17 „bedenkliche Länder“ identifiziert – darunter Afghanistan, Iran, Russland, Nordkorea und Israel. So soll neben Wodka aus Russland oder Mangos aus Mali künftig auch israelisches Gemüse aus dem Sortiment verschwinden.

Bestrebt „das Richtige zu tun“

Bereits 2012 hatte Co-op aufgehört, Produkte aus israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten – wie dem Gazastreifen und dem Westjordanlandzu verkaufen

Das Unternehmen sei „seit Langem bestrebt, das Richtige zu tun“, erklärte die Vorstandsvorsitzende Debbie White. Co-op unterstütze Fairtrade und setze sich für ethische Beschaffenheiten ein. „Diese Politik ist eine natürliche Weiterentwicklung unseres Engagements.“ 

Ein Schild der britischen Supermarktkette Co-op

Co-op sei bemüht "das Richtige zu tun"

Lob erhielt Co-op nun von der Aktivistengruppe „Palestine Solidarity Campaign“, die bereits seit dem Frühjahr israelische Produkte aus Supermarktregalen entfernen oder mit „Kaufen Sie keine Apartheit“-Aufklebern versehen. 

„Völlig inakzeptabel“

Aus der Politik kamen hingegen scharfe Worte der Kritik. Für die konservative Schattenaußenministerin Priti Patel ist der Schritt „völlig inakzeptabel“. Die Supermarktkette, ergänzte Patel „sollte sich darauf konzentrieren, ihre Kunden mit Waren zu versorgen, statt die Politik der Studentenvereinigung auf die internationale Bühne zu tragen.“ Der Supermarkt müsse sich entschuldigen und die Maßnahme zurücknehmen. 

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Die konservative Politikerin Priti Patel fordert Co-op auf, die Maßnahme zurückzuziehen.

Auch der Labour-Abgeordnete Damien Egan äußerte sich gegenüber dem Daily Telegraph kritisch: „Nach den Gräueltaten vom 7. Oktober und dem darauffolgenden tragischen Konflikt in Gaza wäre es sinnvoller, Israelis und Palästinenser im Geiste der Zusammenarbeit – auf dem Co-op gegründet wurde – zusammenzubringen und sie nicht durch spaltende Boykotte auseinander zu treiben.“ Egan ergänzte: „Der Versuch, eine Gleichsetzung zwischen Putins Russland und Israel, einer Demokratie, die gegen eine vom Iran unterstützte Terrororganisation kämpft, vorzunehmen, ist absurd, schlecht informiert und beleidigend.“

Mitglieder forderten Zivilcourage

Co-op, hingegen betonte, dass die Entscheidung auf Wunsch der Mitglieder umgesetzt wurde. Bei der Jahresversammlung im Mai sei der Vorstand aufgefordert worden, „Zivilcourage und Führungsstärke“ zu zeigen. Dem sei man mit dem Schritt nachgekommen, sagte Vorstandsvorsitzende White.

Israel sieht sich seit dem 7. Oktober wiederholt mit Vorwürfen von Kriegsverbrechen konfrontiert. Vergangenen November hat der Internationale Strafgerichtshof einen internationalen Haftbefehl gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu ausgestellt. Laut palästinensischem Gesundheitsministerium wurden seit Kriegsbeginn 56.000 Palästinenser getötet.

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