F-16 Kampfjets für Ukraine: Dänemark nennt eine Bedingung

F-16 Kampfjets für Ukraine: Dänemark nennt eine Bedingung
Die Niederlande und Dänemark werden Kampfjets in die Ukraine liefern. Doch Dänemark stellt eine Bedingung.

Lang und oft hat die Ukraine darum gebeten: Nun wurde ihr Ruf nach Unterstützung zur Sicherung des Luftraums gehört. Die Niederlande und Dänemark haben die Lieferung Dutzender Kampfjets des Typs F-16 zugesichert. 

Aus Dänemark sollen laut Ministerpräsidentin Mette Frederiksen 19 Flugzeuge kommen, die ersten davon, die Rede ist von sechs Stück, rund um den Jahreswechsel. Die Niederlande soll in Summe 42 Kampfjets liefern, allerdings sind laut des Verteidigungsministeriums derzeit nur 24 der 42 Flieger einsatzbereit. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij, der sich in Dänemark selbst in einen Jet setzte, dankte nach Besuchen in beiden Ländern für die Unterstützung. Die Kampfflugzeuge würden helfen, die ukrainischen Städte vor russischen Angriffen zu schützen, sagte er.

Mehr lesen: Zusage: Niederlande wollen Ukraine F-16-Kampfjets liefern

Dänemark stellt Bedingung

Dänemark hat für die Lieferung der Kampfflugzeuge eine Bedingung genannt: Die Ukraine darf die F-16 nur auf bzw. über eigenem Territorium zum Einsatz bringen. 

"Wir spenden Waffen unter der Bedingung, dass sie eingesetzt werden, um den Feind aus dem Gebiet der Ukraine zu vertreiben. Und nicht darüber hinaus", sagte der dänische Verteidigungsminister Jakob Ellemann-Jensen.

"Das sind die Bedingungen, egal ob es sich um Panzer, Kampfflugzeuge oder etwas anderes handelt", erklärte der Minister laut der Nachrichtenagentur Ritzau

Mehr lesen: Gegenoffensive: Wie lange hält die Ukraine noch durch?

Hilfe für die Ukraine "unbesiegbar" zu werden

Selenskij hat die geplanten F-16-Lieferungen beider Länder als "historisch" bezeichnet. "Die F-16 werden den Kämpfern und den einfachen Bürgern frisches Vertrauen und Motivation bringen“, teilte Selenskij in der Nacht zum Montag bei X (früher Twitter) mit.

Am Montag brachte der ukrainische Präsident im dänischen Parlament in Kopenhagen seinen Dank zum Ausdruck: "Wir sind heute hier, um Ihnen persönlich zu danken. Ich danke Ihnen allen, dass Sie uns in unserem schwierigen Kampf für die Freiheit helfen, für die Hilfe in diesem Krieg, den Russland in unser Land gebracht hat."

F-16 Kampfjets für Ukraine: Dänemark nennt eine Bedingung

"Russlands Nachbarn sind bedroht"

"Ich danke Dänemark dafür, der Ukraine zu helfen, unbesiegbar zu werden“, sagte er.

Zugleich unterstrich Selenskij erneut die Bedeutung der Ukraine für die Sicherheit in Europa. Russland wolle das Leid über die Ukraine hinaus weiter nach Europa und in die Welt bringen, sagte er.

"Alle Nachbarn Russlands sind bedroht, wenn die Ukraine nicht siegt." Demokratien könnten zum Ziel von Raketen, Söldnern und Destabilisierung werden. "Aber die Ukraine wird siegen", sagte er.

Erste F-16 zum Jahreswechsel

Die ersten F-16 soll die Ukraine zum Jahreswechsel erhalten - später als erhofft. Die Kampfjets sollen geliefert werden, sobald die Ausbildung der ukrainischen Piloten an den Maschinen abgeschlossen ist. Regierungschefin Frederiksen zufolge werden derzeit 70 ukrainische Piloten an F-16-Kampfflugzeugen in Dänemark ausgebildet.

Selenskij betonte in einer Mitteilung, man arbeite daran, das Training zu beschleunigen. „Wir haben heute auch über die Möglichkeit gesprochen, die Ausbildungsmission auszuweiten“, sagte er.

F-16 kein "Gamechanger"

Die Lieferung der F-16 sei für die Ukraine wichtig, besonders für die Motivation. "Die Kampfjets sind ein wesentliches Element, das ihm hilft, die Motivation der Bevölkerung und der Truppen aufrechtzuerhalten und zu befördern", sagt Politologe Maximilian Terhalle

Dies gelte umso mehr, weil die Gegenoffensive "in der allgemeinen Wahrnehmung noch nicht da ist, wo sie sein sollte".

Mehr lesen: Ukrainische Offensive quält sich durch Russlands Minengürtel: "Es sind Millionen"

Ein "Gamechanger" seien die F-16 aber nicht. „Ich will das Überraschungselement nicht verkennen, aber die Jets werden erst in einigen Monaten geliefert“, sagte der Gastprofessor für Strategie an der London School of Economics.

"Gewiss werden die F-16 den russischen Kampfhubschraubern erheblich zusetzen können und den Luftraum für die vordringenden Bodentruppen sicherer machen“, sagte Terhalle. „Aber die russische Luftwaffe wird ihre bisherige Überlegenheit nicht freiwillig aufgeben. Je nachdem, wie schnell die F-16 eingesetzt werden, werden die ukrainischen Bodentruppen mehr oder weniger aufgerieben sein.“

Möglich sei, dass die Ukraine vorerst verstärkt auf Artillerie und Streumunition setzen würde, um Zeit bis zum Einsatz der Kampfflugzeuge zu bekommen.

Keine Eskalation

Politikwissenschafter Gerhard Mangott rechnet nicht mit einer Eskalation durch F-16-Lieferungen. "Es ist Tatsache, dass Russland nicht mehr sehr viele Möglichkeiten hat, militärisch zu eskalieren - es hat das schon getan", sagte Mangott in der Zeit im Bild 2 am Sonntagabend.

Eine nicht sehr wahrscheinliche, aber zumindest prinzipiell mögliche Eskalation wäre der Einsatz von Atomwaffen, "aber ein Auslöser dafür wäre die Lieferung von westlichen Kampfflugzeugen ganz sicher nicht".

Politologe Mangott zur Lage der Ukraine

"Werden die Russen aus unserem Luftraum herauswerfen"

"Die Ukraine wird eine moderne Luftwaffe haben, unsere Piloten werden die F-16 fliegen, der Himmel wird besser geschützt sein, wir werden die Russen aus unserem Luftraum herauswerfen“, schrieb der Chef des Kiewer Präsidentenamtes, Andrji Jermak, der Selenskij auf der Reise begleitete, im Nachrichtendienst Telegram.

Russland warnt vor Eskalation

Russland übt Kritik an der von Dänemark und den Niederlanden angekündigten Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine. Der Schritt werde zu einer weiteren Eskalation des Konflikts führen, erklärte der russische Botschafter in Dänemark, Wladimir Barbin.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte jedoch bereits zuvor mit Blick auf die Debatte im Westen um die Kampfjetlieferungen an die Ukraine vor dem Risiko einer weiteren Eskalation der Gewalt in dem Krieg gewarnt.

Die Militärführung in Moskau hatte auch deutlich gemacht, sich durch die Waffenlieferungen des Westens nicht von den Kriegszielen in der Ukraine abbringen zu lassen.

Dazu gehört etwa die komplette Besatzung der bisher zum Teil kontrollierten Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson.

Innerhalb der NATO hatte sich im Sommer eine von Dänemark und der Niederlande angeführte Koalition gebildet, um ukrainische Piloten für die Nutzung der F-16 auszubilden.

Auch Belgien und Norwegen gelten als mögliche Lieferanten der US-Jets. Zunächst war die Abgabe von F-16 jedoch an den USA gescheitert, wo die Flugzeuge entwickelt wurden. Washington machte den Weg für Lieferungen aus Drittstaaten aber vor kurzem frei.

Kiew hofft darauf, die Kontrolle über den eigenen Luftraum zurückzuerhalten. Die Ukraine will die Flugzeuge auch einsetzen, um russische Verteidigungslinien in den besetzten Gebieten im Osten und Süden des Landes zu durchbrechen. Dort kommen die Truppen am Boden auch wegen der verminten Felder nur schleppend bei ihrer Gegenoffensive voran.

Kommentare