Jeremy Hunt wird neuer britischer Finanzminister

Jeremy Hunt wird neuer britischer Finanzminister
Nachdem Kwarteng zurückgetreten ist, soll der frühere Außenminister Jeremy Hunt das Amt übernehmen.

Jeremy Hunt ist neuer britischer Finanzminister. Premierministerin Liz Truss ernannte den früheren Außen- und Gesundheitsminister am Freitag zum Nachfolger von Kwasi Kwarteng, den sie kurz zuvor entlassen hatte. Der bisherige Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im britischen Parlament hatte sich im Sommer selbst um die Spitze der Konservativen Partei beworben, war aber nach wenigen Wahlgängen gescheitert.

Jeremy Hunt wird neuer britischer Finanzminister

Nachdem Kwarteng zurückgetreten ist, soll der frühere Außenminister Jeremy Hunt das Amt übernehmen. 

Während der Pandemie war der 55-Jährige einer der schärfsten Kritiker der Regierung. Kwarteng hatte vor der Ernennung Hunts erklärt, er werde Truss und seinen Nachfolger unterstützen. Er habe sein Amt niedergelegt, nachdem Premierministerin Liz Truss ihn dazu aufgefordert habe, erklärte Kwarteng zuvor: "Sie haben mich aufgefordert, als ihr Finanzminister zurückzutreten. Ich habe akzeptiert." Die Vorstellungen von Truss seien die richtigen, schrieb er auf Twitter.

Truss bedankte sich in einem Schreiben bei Kwarteng, der nicht einmal sechs Wochen im Amt war und dem angekreidet wird, dass die Steuersenkungspläne der Regierung ein verheerendes Echo an den Finanzmärkten nach sich gezogen haben. Sie habe großen Respekt vor Kwartengs Entscheidung. "Sie haben die Interessen des Landes an erste Stelle gestellt."

Zuvor hatten mehrere britische Medien wie die Sender BBC und Sky News sowie die Zeitungen Times und Sun in London am Freitag berichtet, Kwarteng sei entlassen worden. Der Schritt kommt kurz vor einer erwarteten Kehrtwende bei den geplanten Steuerplänen der Regierung. Truss steht nur gut fünf Wochen nach ihrem Amtsantritt in ihrer eigenen Partei massiv unter Druck.

Die Premierministerin will noch am Nachmittag vor die Presse treten. Erwartet wird, dass sie große Teile ihrer erst kürzlich angekündigten Steuerpläne, die zu großen Wirtschaftsturbulenzen geführt haben, wieder zurücknehmen wird.

Pfund ist im Keller

Die Finanzmärkte hatten nach der Ankündigung erheblicher Steuersenkungen ohne einen Plan zur Gegenfinanzierung im September heftig reagiert. Das Pfund fuhr im Verhältnis zum US-Dollar in den Keller. Die Bank of England musste mehrmals intervenieren und Staatsanleihen kaufen, um deren Preisverfall auszuhalten und den Kollaps von Pensionsfonds zu verhindern. Steigende Zinsen für Immobilienkredite verschärften für viele Hausbesitzer die Krise der Lebenshaltungskosten.

Die Regierung zog darauf die geplante Abschaffung des Spitzensteuersatzes wieder zurück und kündigte nach einigem Zögern an, auch die Vorstellung des gesamten Budgetplans um einige Wochen vorzuziehen. Doch das beruhigte die Finanzmärkte nur vorübergehend.

Zuletzt hatte Notenbankchef Andrew Bailey ein Ende der Anleihenankäufe für diesen Freitag angekündigt. Nach Ansicht einiger Experten wollte er damit die Regierung zum Einlenken zwingen. Die Finanzmärkte reagierten positiv auf die Berichte über eine Kehrtwende der Regierung.

Putsch-Gerüchte

Ob Truss mit der Entlassung ihres Schatzkanzlers und der erwarteten Kehrtwende die Finanzmärkte wieder beruhigen und ihre Position festigen kann, gilt als fraglich. Britische Medien spekulierten bereits, sie könne demnächst von ihrer Partei gestürzt werden.

Der Rücktritt Kwartengs nach nicht einmal sechs Wochen bedeutet die kürzeste Amtszeit seit 1970. Am Donnerstag hatte er seine Teilnahme an der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington vorzeitig abgebrochen, um zu Krisentreffen nach London zurückzukehren.

Kommentare