Italiens Regierung sieht keinen Migrationsnotstand

Migranten vor der italienischen Insel Lampedusa
Innenministerin: "Tunesische Behörden haben die Abfahrt von 4.500 Personen nach Sizilien verhindert"

Die Regierung in Rom bestreitet, dass Italien wegen der Migrationsströme aus Nordafrika einen Notstand erlebe. "Trotz zunehmender Zahl von Migrantenlandungen gegenüber 2019 sind wir mit keinen Notstand konfrontiert", betonte die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Samstagsausgabe).

2011, dem Jahr des arabischen Frühlings, seien 30.000 Tunesier in Italien eingetroffen, seit Anfang 2020 erreichten 8.000 tunesische Staatsbürger Sizilien und Lampedusa, berichtete die Ministerin. "Die Schwierigkeiten sind jetzt logistischer Natur wegen der Quarantänevorschriften in Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie", erklärte die parteiunabhängige Ministerin.

Ihre zwei Besuche in Tunesien in den vergangenen Wochen hätten Ergebnisse gezeigt. Die Zahl der Landungen tunesischer Migranten in Italien sei von 4.226 im Juli auf 1.976 im August gesunken. "Die tunesischen Behörden haben die Abfahrt von 4.500 Migranten verhindert und 50 Schlepper festgenommen.

80 Tunesier pro Woche werden in die Heimat zurückgeflogen", erklärte Lamorgese. Tunesien dürfe jedoch nicht im Umgang mit der akuten sozialen und wirtschaftlichen Krise allein gelassen werden.

Die Regierung in Rom sei bemüht, den Druck der Migrationsbewegungen zu verringern. Zwei Quarantäneschiffe seien vor Sizilien und Lampedusa vor Anker, an Bord seien hunderte Migranten gegangen, die wegen des Covid-19 isoliert werden müssen. 17.604 Migranten sind seit Anfang 2020 in Italien nach Fahrten über das Mittelmeer eingetroffen. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es 4.878.

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