„Wenn sie uns ohne den Sklaverei-Pass nicht reisen lassen, dann wird keiner die Bahn nehmen“, lautet das Motto der sich selbst als „friedvolles, selbstverwaltetes Volk“ bezeichnenden Gruppe, die ihre Unterstützer aufruft, heute ab 15 Uhr bis spät abends die Bahnhöfe zu besetzen. Ziel der Aktion sei es „diese heranwachsende Diktatur zu zerstören, bevor man auf uns schießt“. Und damit auch jeder versteht, um was es geht, gibt es dazu Fotomontagen, die Premier Mario Draghi mit Hitlers Schnauzbart darstellen.
Die Pflicht zum Grünen Pass gilt nicht nur für die Bahn, sondern auch für Fähren, Flugzeuge und Langstreckenbusse. (Einzige Ausnahme, die Fähre entlang des Stretto di Messina, die Kalabrien mit Sizilien verbindet.)
Schulen und Universitäten dürfen zudem ab Mittwoch nur noch Schul- und Universitätspersonal, sowie Universitätsstudenten betreten, die einen Pass vorweisen.
Seit der Einführung der Impfpasspflicht am 6. August, zeitgleich mit Frankreich, mehren sich die Proteste. Seither muss man den Grünen Pass vorweisen, um Indoor-Lokale, Museen, Thermen, Kultur- und Sportveranstaltungen (auch im Freien), Schwimmbäder, Fitnessstudios und Vergnügungsparks zu besuchen.
Bisher kam es aber in Italien nicht zu gewaltsamen Ausschreitungen wie etwa in Frankreich. Jetzt hat sich die Lage aber geändert. Am Samstag wurde in Mailand ein Wahlstand der Fünf-Sterne-Bewegung zerstört, während es in Rom Zusammenstöße mit der Polizei gab.
Immer öfter treten dabei rechtsextreme Gruppierungen auf und es ist nicht auszuschließen, dass diese so versuchen auf die Kommunalwahlen am 3. und 4. Oktober Einfluss zu nehmen: In Mailand, Rom, Neapel, Turin und anderen Städten werden die Bürgermeister neu gewählt.
Immer wieder werden Journalisten angegriffen. Vergangenes Wochenende wurde in Rom ein Reporter der Tageszeitung La Repubblica sogar geschlagen. Und natürlich Ärzte und Wissenschaftler, die sich für die Impfung einsetzen. So wurde Matteo Bassetti, Chefarzt für Infektiologie in einem Spital in Genua, vorige Woche spät abends von einem Impfgegner aufs Übelste beschimpft, der Mann drohte ihm und seiner Familie sogar mit „Vergeltung“. Er wurde gefasst – die Sorgen und das ungute Gefühl bleiben.
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