Skandal in Italien um Fake-Pornofotos von Giorgia Meloni

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Gefälschte Bilder der italienischen Premierministerin schwirren im Netz umher. Sie ist nicht die Einzige, der das passiert ist – doch die Fotos löschen zu lassen, ist fast unmöglich.

Frauen als Freiwild? An diesem Motto scheint sich in Italien nicht viel zu ändern, gleich ob es sich um eine Unbekannte handelt, um die eigene Ehefrau oder um eine in der Öffentlichkeit bekannte Persönlichkeit – wie etwa Premierministerin Giorgia Meloni.

Italiens wohl bekannteste Politikerin wurde jetzt mit einigen anderen prominenten Italienerinnen zum „Star“ einer einschlägigen Website. Dort waren Fotos von ihr, ihrer Schwester Arianna, der Vorsitzender der Demokratischen Partei Elly Schlein sowie andere Politikerinnen und Schauspielerinnen zu sehen.

Echt waren die Bilder freilich nicht, allesamt waren Retuschen, die von den Betroffenen natürlich nie genehmigt worden waren. Zumeist wussten die Frauen nicht mal, dass diese Zigtausenden Fotos existieren, ebenso wenig wie die widerlichen Kommentare, die dazu gepostet wurden.

20 Jahre alte Plattform

Die Website, die immerhin 200.000 Follower zählte und deren Namen für alle, die ein bisschen Italienisch können, keinen Zweifel über den sexistischen Inhalt lässt, existiert bereits seit 20 Jahren. Im Zentrum einer Kontroverse steht sie aber erst seit Mittwoch: Da hatte Valeria Campagna, stellvertretende Vorsitzende der Demokratischen Partei im Latium, die Fake-Pornobilder öffentlich thematisiert. Denn dort waren auch gefälschte Fotos von ihr gepostet worden.

Wie die Betreiber der Website mitgeteilt haben, soll die Plattform geschlossen werden. Noch ist die Seite aber erreichbar.

Der Fall illustriert, wie schwierig der Kampf gegen gefälschte und ohne Wissen der Betroffenen erstellte pornografische Inhalte ist. Die Kontroverse ist nämlich die zweite binnen Kurzem: Vor einer Woche sorgte die frei zugängliche Facebook-Seite „Mia moglie“, übersetzt „Meine Gattin“, für Empörung im ganzen Land. Die Seite gab es seit sechs Jahren, sie hatte mehr als 32.000 Follower; die posteten – manche anonym, andere mit ganzem Namen – intime Fotos ihrer Ehefrauen oder Freundinnen, stets ohne deren Wissen und begleitet von unflätigen Bemerkungen der Follower.

Auf den skandalösen Inhalt der Seite war eine 35-jährige Krankenschwester gestoßen, weil ihr die Fotos zufällig angezeigt worden waren. Zuerst protestierte sie im Netz dagegen, forderte auch ihre Freundinnen auf, es ihr nachzutun. Später wandte sie sich an die Postpolizei, einer Sondereinheit, die in Italien für Cyberkriminalität zuständig ist.

Als das aber nur für abfällige Kommentare der Männer sorgten, die meinten, es sei ja nur „zum Spaß“ oder „ein Spiel“, wandte sie sich per Instagram an die Schriftstellerin und Feministin Carolina Capria. Erst als diese über „Mia moglie“ schrieb, kam der Fall endlich ins Rollen.

Polizei nahm Ermittlungen auf

Die Facebookseite wurde umgehend von Meta, dem Mutterkonzern Facebooks, geschlossen, auch die Postpolizei nahm danach sofort Ermittlungen auf.

Auch im aktuellen Fall ermitteln die Behörden, doch das ist höchst kompliziert: Da der Provider nicht in Italien sitzt, ist es schwer, die Plattform zu schließen. Die Männer, die dort gepostet haben, könnten wegen Missachtung der Privatsphäre und Anstiftung zu sexuellen Übergriffen angeklagt werden, doch sie ausfindig zu machen, ist ein ebenso schwieriges Unterfangen.

Daher sind wieder die Frauen gefragt: Jene, die sich wiedererkannt haben, müssen den Mut aufbringen, den Mann anzuzeigen, der ihnen das angetan hat.

Vielleicht hilft dabei das Beispiel der Französin Gisèle Pelicot: Sie wurde bekanntlich jahrzehntelang von ihrem Mann betäubt und misshandelt – und brachte die Männer vor Gericht.

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