Italien öffnet per Mouse Click die Grenzen

Ernte in Italien
Arbeitskräfte dringend gesucht: 180.000 Jobs stehen für Arbeiter aus Drittstaaten bereit. Sie sind Teil eines dreijährigen Einreiseplans.

Click Day nennt man in Italien den Tag, an dem Arbeitgeber per Mouse Click ihren Antrag auf Arbeitskräfte aus Drittstaaten an das Innenministerium schicken. Und jetzt ist es wieder soweit.

Der erste Click Day war Mittwoch, der zweite ist Donnerstag und der dritte am 12. Februar. Es geht um 180.000 besetzbare Arbeitsplätze: davon 70.720 im Arbeitsverhältnis, 73.000 für Freiberufliche und 110.000 für Saisonarbeiter. 

Diese neuen Arbeitnehmer sind Teil oder genauer gesagt das letzte Kontingent einer Dreijahresplanung, mit der von 2023 bis Ende 2025 die Aufnahme von insgesamt 452.000 Arbeitern aus Drittstaaten programmiert wurde.

Das Prozedere für den Arbeitgeber ist folgendes: Noch im November letzten Jahres sollte er das Antragsformular ausgefüllt und an ein dazu eingerichtetes Portal schicken. Der Antrag ist namentlich, das heißt, dass man nicht nur angibt, wie viele Arbeiter man braucht, sondern gleich auch Namen und anagrafischen Daten.

Der vorweg geschickte Antrag dient in erster Linie zur Überprüfung des Antragstellers. Und zwar seitens der Polizei, des Finanzamts und der Arbeitsaufsichtsbehörde. Am Dienstag hatte das Innenministerium wissen lassen, dass insgesamt 164.787 Anträge angenommen worden waren.  

Und so funktioniert es dann. Ab 9 Uhr morgens kann man an den drei besagten Tagen den Antrag an das Innenministerium schicken. Am Montag waren es laut Medien allein in den ersten 5 Minuten 25.000. 

Nicht voll und doch zu spät

Und obwohl die Gesamtzahl der verfügbaren Arbeitsplätze nicht ausgeschöpft ist, kann man trotzdem zu spät kommen. Zum Beispiel was Haushalts- und Pflegekräfte betrifft, eine Sparte in der die Nachfrage weitaus höher ist als das von der Regierung festgelegte Kontingent. So lag die Zahl der angefragten Haushilfen und Pflegekräfte bei 44.809, vorgesehen sind für 2025 ab 9.500. 

Die amtierende Rechts-Mitte-Regierung in Rom weist darauf hin, dass Dank der Dreijahresplanung mittlerweile 300.000 Migranten sicher und legal nach Italien gekommen seien und hier arbeiteten. Gewerkschaften, Verbände und Migrationsexperten beanstanden jedoch das System.

Da ist zum Beispiel die Sache mit der namentlichen Anfrage der Arbeiter. „Wie soll aber ein Landwirt einen Landarbeiter in Indien kennen“, hebt Stefano Morea im Gespräch mit dem KURIER hervor. Morea ist Vorsitzender der Gewerkschaft CGIL in der Region Latium. „Er muss sich also an Agenturen und Vermittler wenden, oder an einen seiner Arbeiter, der vielleicht einen arbeitslosen Cousin in der Heimat hat.“ 

Nicht selten stecken hinter diesen Agenturen schillernde Gestalten und kriminelle Organisationen. Vor ein paar Tagen wurden mehrere Mittelsmännern in Salerno festgenommen. Die Migranten bekamen gegen Bezahlung von mehreren Tausenden Euros falsche Arbeitsgenehmigungen.

„Oder sie sind schon hier und arbeiten schwarz“, erklärt Gianfranco Schiavone, Experte in Migrationsrecht und Vorsitzender des Solidaritätskonsortiums ICS, dem KURIER. „Wenn der Arbeitnehmer dann grünes Licht zur Einstellung bekommt, schickt er den Arbeiter mit den nötigen Bescheinigungen zurück in die Heimat. Der geht ins italienische Konsulat, das ihm das Einreisevisum ausstellt und kommt dann wieder her.“ 

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