Nach tödlichem Unfall: Hetze gegen Roma-Kinder

Die italienische Stadt Mailand steht unter Schock. Am Montag haben vier Kinder zwischen 11 und 13 Jahren eine Seniorin überfahren. Die 71-Jährige ist gestorben, die Kinder sind nach dem Unfall geflohen. Der Fall sorgt in Italien für Aufruhr und unter Politikern für hitzige Gemüter, auch weil die Kinder Roma sind. Allen voran hetzt der stellvertretende Ministerpräsident und Chef der Rechtsaußen-Partei Lega, Matteo Salvini.
Unfall mit gestohlenem Auto
Was als dreister Diebstahl begann, endete in einem tödlichen Unfall. Drei Buben und ein Mädchen, alle minderjährig, räumten erst das Auto von vier französischen Touristen leer und entschieden sich noch dazu, es zu stehlen. Kurz danach verursachte der hinterm Steuer sitzende 13-Jährige einen tödlichen Unfall. Eine 71-Jährige wurde beim Überqueren der Straße von dem Auto erfasst und noch ein paar Meter mitgeschleppt.
Die Kinder flüchteten vom Tatort und konnten erst durch Augenzeugenberichte identifiziert werden. Dienstagfrüh wurden sie in einer Wohnwagensiedlung der Roma festgenommen, am Abend aber wieder freigelassen. Aufgrund ihres Alters können sie nicht strafrechtlich verfolgt werden - der Fall wurde an die Jugendstaatsanwaltschaft übergeben. Mittlerweile wird aber gegen die Eltern wegen Verletzung der Aufsichtspflicht ermittelt. Laut Medienangaben sind die Familien bosnischer Herkunft, die Kinder aber alle in Italien geboren.
Ein Sohn der Pensionistin sagte gegenüber der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera: „Das ist keine Frage der Nationalität. Keine Hexenjagd. Hier geht es um die Sicherheit aller.“ Trotzdem nahmen binnen weniger als 24 Stunden zahlreiche Politiker von rechten und rechtsextremen Parteien den Fall zum Anlass, um gegen Roma zu hetzen. Ganz vorne mit dabei: Salvini.
Hetzerei nimmt Fahrt auf
Als Reaktion auf den Unfall verlangt Salvini, dass Bulldozer ein Roma-Lager am südlichen Stadtrand von Mailand niederwalzen sollen, und schrieb auf der Social-Media Plattform X: „Das Roma-Lager sollte sofort geräumt und dem Erdboden gleichgemacht werden, nach Jahren des Diebstahls und der Gewalt.“ Damit ist er aber nicht der Einzige.
Auch Riccardo De Corato, Parlamentsabgeordneter der rechtsextremen Partei Fratelli d’Italia, fordert laut dem italienischen Nachrichtensender Sky TG24, alle Roma-Lager rund um die Uhr zu überwachen „Wenn das nicht geht, müssen sie sofort geräumt und geschlossen werden“, fordert er: „Kinder wachsen mit schrecklichen Vorbildern auf, fernab einer zivilisierten Gesellschaft, was zu Unsicherheit und Verfall in den Städten führt.“
Mailands Bürgermeister Giuseppe Sala von den Grünen kritisiert zwar die Hetzerei gegen Roma, hält aber die Schließung von Roma-Wohnwagensiedlungen auch für sinnvoll. Die Aufgabe sieht er aber nicht bei sich, sondern bei Salvini selbst, schließlich sei dieser Italiens Innenminister.
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