Israels Truppen bewegen sich in Richtung Gaza
Die Stimmung im Nahen Osten ist aufgeheizt: Seit drei tote israelische Jugendliche gefunden wurden, gibt es täglich Demonstrationen. Hinzukommen fortwährende Raketenangriffe militanter Palästinenser aus dem Gazastreifen. Nun bewegt Israels Armee zusätzliche Bodentruppen in Richtung Süden. Die Armee hat die Verlegung zusätzlicher Truppen bestätigt. "Wir bewegen Truppen", sagte Sprecher Peter Lerner am Donnerstag. Es sei auch eine begrenzte Zahl von Reservisten mobilisiert worden. Er betonte jedoch mehrfach, Israel sei nicht an einer Offensive im Gazastreifen interessiert. Nach Medienberichten handelt es sich um Fußtruppen und gepanzerte Fahrzeuge.
Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete im Vorfeld, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge seien in Richtung des Palästinensergebiets am Mittelmeer unterwegs. Offenbar vermutet die Regierung in Israel die Hamas hinter den jüngsten Gewalttaten. Seit Mitternacht seien 14 Kleinraketen auf Israel abgefeuert worden. Zwei davon hätten Häuser in der Grenzstadt Sderot direkt getroffen. Es gab zunächst keine Berichte zu möglichen Opfern.
Armeesprecher Lerner rief die im Gazastreifen herrschende Hamas dazu auf, den fortwährenden Raketenbeschuss israelischer Grenzorte zu unterbinden, um eine weitere Eskalation zu verhindern: "Wir streben eine Deeskalation der Lage an, aber wir müssen trotzdem für alles bereit sein."
Hamas droht
Der militärische Arm der im Gazastreifen herrschenden Hamas hat Israel am Donnerstag allerdings mit Angriffen auf "neue Ziele" gedroht. Ein maskierter Sprecher der radikalislamischen Organisation warnte den jüdischen Staat vor weiteren Angriffen im Gazastreifen. Sollte Israel "dumme Schritte" unternehmen, würden seine Städte zu Zielen, sagte er.
Die Spannungen im Grenzgebiet zum Gazastreifen haben stark zugenommen seit am 12. Juni drei israelische Teenager im Westjordanland entführt und getötet wurden. In den vergangenen beiden Wochen wurden insgesamt 23 Raketen aus dem Palästinensergebiet abgefeuert. Die israelische Armee antwortete darauf Nacht für Nacht mit Angriffen der Luftwaffe.
Wegen den militanten Kämpfern aus dem Gazastreifen hat die Führung der Hamas am Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung mit Vertretern der anderen Palästinenserfraktionen abgehalten. Dies verlautete aus Hamas-Kreisen. Bei dem Gespräch sollte es um die angespannte Lage in dem Küstenstreifen am Mittelmeer gehen.
Breite Offensive gefordert
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hatte eine breite Militäroffensive im Gazastreifen gefordert. Andere Minister warnten jedoch vor einem solchen Einsatz. In der Nacht zum Donnerstag tagte zum dritten Mal in dieser Woche das israelische Sicherheitskabinett. Es war zunächst unklar, ob dabei Entscheidungen getroffen wurden. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte harte Schritte gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas angekündigt.
Auch im Internet wächst der Zorn: In einer umstrittenen Internetkampagne haben Tausende Menschen nach dem Mord an drei israelischen Jugendlichen den Ruf nach Vergeltung unterstützt. Die Facebook-Seite "Das Volk Israel fordert Rache" hatten nach Medienberichten bis zum Mittwochnachmittag rund 35.000 Menschen "gefällt mir" angeklickt. Mittlerweile ist die Seite nicht mehr zu erreichen.
Das Militär verurteilte die Kampagne nach Angaben der Zeitung Haaretz scharf. Der Aufruf, Unschuldigen zu schaden, sei nicht das, was man von einem israelischen Soldaten erwarte. Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, man werde rassistische Äußerungen in sozialen Netzwerken juristisch verfolgen. "Wenn nötig, wird es Untersuchungen und auch Festnahmen geben", kündigte Rosenfeld an.
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