Israel bereitet Umsiedlung von Zivilisten im Gazastreifen vor

Israeli tank maneuvers in Gaza
Es ist nicht klar, wo genau die Menschen aus dem Gazastreifen hin sollen und wann die Evakuierung beginnen soll.

Zusammenfassung

  • Israel bereitet die Umsiedlung von Zivilisten aus Kampfgebieten im Gazastreifen in den Süden vor.
  • Tausende demonstrieren in Israel für ein Kriegsende und einen Geiseldeal, während Angehörige einen landesweiten Streik planen.
  • Eine Verhandlungslösung zur Freilassung der Geiseln und Beendigung des Kriegs bleibt trotz stockender Gespräche möglich.

Vor der geplanten Ausweitung des Gaza-Kriegs auf dicht besiedelte Gebiete wie die Stadt Gaza bereitet Israel die Umsiedlung von Palästinensern innerhalb des abgeriegelten Küstenstreifens vor. Die Militärbehörde Cogat teilte auf der Plattform X mit, am Sonntag werde die Lieferung von Zelten und Ausstattung für die Unterkünfte wieder aufgenommen. Dies sei Teil der Vorbereitung der Evakuierung der Bevölkerung aus Kampfgebieten.

Die Menschen würden zu ihrem Schutz in den Süden des Gazastreifens gebracht, teilte Cogat mit. Wo genau die Menschen hin sollen, erklärte die Behörde nicht. Auch ist unklar, wann die Evakuierung beginnen soll.

Umstrittener Plan

Der Plan zur Ausweitung des Gaza-Kriegs sieht die Einnahme der Stadt Gaza und zentraler Flüchtlingslager zur Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation Hamas vor. Der israelische Generalstabschef Eyal Zamir hatte Medienberichten zufolge vor großen Risiken für Soldaten und im Gazastreifen verbliebene Geiseln gewarnt, am Ende aber Planungen zur Erfüllung der Vorgaben der politischen Führung des Landes eingeleitet.

Bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen sind laut des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes am Samstag mindestens 39 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien mehrere Kinder, sagte Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal. In der Stadt Gaza sei der Stadtteil Seitun seit einer Woche heftigem Beschuss der israelischen Armee ausgesetzt. "Wir schätzen, dass mehr als 50.000 Menschen sich noch in Seitun befinden, die meisten ohne Wasser und Nahrungsmittel", sagte Bassal.

Die israelische Armee zog die Zahl der Todesopfer in Zweifel. "Die Institutionen im Gazastreifen werden von der Hamas kontrolliert und geführt und unterliegen deswegen ihrer Agenda", erklärte die Armee. So würden auch "Todesfälle ohne Zusammenhang zum Konflikt" als Opfer israelischer Angriffe dargestellt, außerdem werde nicht zwischen "Zivilisten und Terroristen" unterschieden.

Tausende fordern Kriegs-Ende und Geisel-Freilassung

In Israel gingen am Samstag wieder Tausende Menschen auf die Straße, um ein rasches Ende des Gaza-Kriegs und einen Deal zur Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu fordern. Heute will die Organisation der Geiselangehörigen das Land mit einem Streik lahmlegen, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen.

Der Sonntag ist in Israel entsprechend dem jüdischen Kalender der erste Arbeitstag der Woche. "Morgen werden wir das Land zum Stillstand bringen", sagte Einav Zangauker bei der Kundgebung - ihr Sohn Matan ist eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen. "Und wir werden morgen nicht haltmachen, wir werden nicht auf (Ministerpräsident Benjamin) Netanyahu warten, dass er den Krieg beendet, wir holen uns, was uns zusteht."

Fraglich ist, welche Folgen der Streikaufruf am Sonntag haben wird. Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich ihm nicht an. Am Samstag gab es Medienberichten zufolge auch in Haifa, Jerusalem und Be'er Sheva Demonstrationen.

Verhandlungslösung nicht völlig vom Tisch

Nach israelischer Einschätzung hält die Hamas im Gazastreifen neben den lebenden Geiseln auch die Leichen von 30 Verschleppten fest. Monatelange indirekte Verhandlungen über eine Freilassung der Geiseln und die Beendigung des Kriegs brachten kein Ergebnis.

Eine Verhandlungslösung ist dennoch nicht völlig vom Tisch. Von einem Neustart der indirekten Gespräche, bei denen Ägypten, Katar und die USA zwischen Israelis und Hamas vermitteln, ist zwar derzeit keine Rede. Doch berichten Medien immer wieder von Kontaktaufnahmen und Sondierungen, die darauf abzielen würden, den Verhandlungsprozess wieder in Gang zu setzen.

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