Auch am sechsten Kampftag hagelte es im Süden Israels Raketen. Wie und ob sich dieses Chaos der letzten Tage wenden lässt, muss das neue, vorläufig dreiköpfige „Kriegsforum“ erst beweisen. In ihm sitzen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Joav Gallant und Oppositionspolitiker Benny Gantz. Dazu kommen, als „Beobachter“, Netanjahus engster Vertrauter, Strategieminister Ron Dermer, und Ex-Armeechef Gadi Eisenkot. Drei weitere Oppositionsabgeordnete werden im regulären Kabinett Minister ohne Amtsbereich.
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Ein weiterer Platz bleibt für Oppositionschef Jair Lapid reserviert. Bevor er das Trio zum Quartett macht, stellt Lapid eine Bedingung: Die radikalsten Minister der jetzigen Koalition sollen vom Entscheidungsprozess in Kriegsfragen ganz ausgeschaltet werden. Netanjahu zeigt sich bislang nicht bereit, sich von Innenminister Bezalel Smotrich und Itamar Ben Gvir, Minister für Innere Sicherheit, zu verabschieden.
Erste Aufgabe dieser Regierung wird die Festsetzung genauer militärischer Ziele sein. „Wir werden Hamas zerschmettern“, ist kein Befehl, mit dem die Armee in Gaza einmarschieren kann. Notwendig sind genaue Angaben: Wo? Wie weit? Wie viel? Wie lange? Die beiden Ex-Armeechefs im Forum werden hier gefordert sein.
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Hinzu kommen Sondereinsätze von Elite-Truppen zur Befreiung der Geiseln, meist aus unterirdischen Hamas-Verstecken. Dazu braucht es ein letztes Okay von Premier und Regierung zu jedem Einsatz. Hamas-Gefangene in Israel werden dazu intensiven Verhören unterzogen.
Unterstützungsbesuch
Am Donnerstag sprach Netanjahu aber noch allein mit US-Außenminister Antony Blinken. Er kündigte auf seinem Blitzbesuch massive Hilfe für Israel an. Die US-Waffenlager in Israel wurden bereits für die israelische Armee geöffnet, erste Luftlieferungen treffen bereits ein. Die Rolle der US-Regierung wird auch diplomatisch wichtig sein: In früheren Kampfoperationen war es die Weltmeinung, die Israels Kampfhärte meist nach Tagen oder wenigen Wochen stoppte. Wird das Zeitfenster diesmal breiter? „Kein Land der Welt kann es hinnehmen, dass seine Bevölkerung wieder und wieder mit dem Tod bedroht wird,“ bekräftigte Verteidigungsminister Gallant am Donnerstag.
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Gleichzeitig gibt es auch Vorschläge, den arabischen Oppositionsabgeordneten Mansur Abbas ins Kabinett zu holen. Der gemäßigte Islamist forderte die Hamas am Montag auf, Alte, Frauen und Kinder unter den Geiseln sofort und bedingungslos zu entlassen. Diese Menschen „als Geiseln festzuhalten, widerspricht allen Werten des Islam.“
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