Israel ruft UN-Botschafter für "sofortige Konsultationen" zurück

Israel ruft seinen Botschafter bei der UNO zurück. Er habe Botschafter Gilad Erdan angewiesen, "für sofortige Konsultationen" nach Israel zurückzukehren, erklärte Außenminister Israel Katz am Montagabend im Onlinedienst X. Grund sei der Versuch, "Informationen über die von der Hamas und ihren Verbündeten am 7. Oktober verübten Massenvergewaltigungen totzuschweigen". Die Beziehungen zwischen Israel und der UNO haben sich bereits seit Beginn des Gaza-Kriegs verschlechtert.
Ende Oktober hatte Botschafter Erdan UN-Generalsekretär António Guterres zum Rücktritt aufgefordert. Auslöser war eine Rede von Guterres, in der dieser den Hamas-Angriff auf Israel zwar scharf verurteilt, aber gleichzeitig gesagt hatte, die Angriffe der radikalislamischen Palästinenserorganisation seien "nicht im luftleeren Raum erfolgt".
Vorwürfe gegen UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge UNRWA
Am Montag untermauerte Erdan vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York die Terrorvorwürfe Israels gegen das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge UNRWA. Der Diplomat zeigte während seiner Rede am Montag ein Video, das einen UNRWA-Mitarbeiter am 7. Oktober in Israel zeigen soll. In dem Ausschnitt, den Erdan auf einem Tablet hochhielt, waren zwei Personen zu sehen, die einen scheinbar leblosen Körper in ein Fahrzeug heben.
Der Diplomat sagte, bei einem der Männer handle es sich um eine Person, die als Sozialarbeiter für die UN-Organisation gearbeitet habe. "UN-Mitarbeiter entführen israelische Kinder!", rief Erdan aus. Von den 13.000 UNRWA-Mitarbeitenden im Gazastreifen seien Hunderte "aktive Terroristen", zwölf Prozent seien Mitglieder von Hamas oder der Gruppe "Islamischer Jihad in Palästina", sagte Erdan weiter. "UNRWA hat sich als maßgeblicher Teil der Terrormaschinerie der Hamas erwiesen." Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
450 Hamaskämpfer?
Militärsprecher Daniel Hagari warf der UNRWA vor, über 450 Kämpfer der Hamas und anderer extremistischer Gruppen zu beschäftigen. "Über 450. Das ist kein bloßer Zufall. Das ist systematisch", erklärt er in Israel. Diese Angaben sowie weitere Geheimdienstinformationen seien an internationalen Partner weitergegeben worden, unter anderem an die Vereinten Nationen.
Mehrere westliche Länder haben wegen der Anschuldigungen ihre Zahlungen an UNRWA eingefroren, darunter die beiden größten Geldgeber, die USA und Deutschland. UN-Generalsekretär António Guterres nannte die Vorwürfe in der Vergangenheit glaubwürdig und versprach umfassende Aufklärung. Die Zusammenarbeit mit mehreren Angestellten sei sofort beendet worden.
Nach dpa-Informationen nannten die israelischen Behörden den UN im Jänner zwölf Namen und Geodaten von Telefonen vom 7. Oktober. Diese wurden von den Vereinten Nationen überprüft und stützten den Verdacht. Bei dem Hamas-Terrorangriff in Israel wurden etwa 1.200 Menschen getötet.
UNRWA kümmert sich bereits seit Jahrzehnten speziell um die Belange palästinensischer Flüchtlinge im Nahen Osten und betreibt unter anderem Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Insgesamt arbeiten mehr als 30.000 Menschen für die Organisation, etwa 13.000 allein im Gazastreifen. Dort gilt UNRWA für die humanitäre Versorgung von mehr als zwei Millionen Zivilisten, die unter den Folgen des Gaza-Kriegs leiden, momentan als alternativlos.
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