Wie Europa und die USA auf Israels Großangriff im Iran reagieren

Getroffenes Ziel in Teheran.
Die USA wussten vorab von den Angriffen, eher vorsichtige Kritik kam von Europa und aber auch von den wenigen Freunden des Iran fiel der Protest weniger scharf als erwartet aus.

Es war der größte Angriff, den Israel jemals gegen seinen Erzfeind Iran ausgeführt hat - dafür fielen die weltweiten Reaktionen selbst von engeren Freunden des Regimes in Teheran verhältnismäßig verhalten aus. Militärischen Beistand kann das Regime in Teheran jedenfalls bei seiner militärischen Antwort auf Israels Attacke von keinem Staat erwarten.

Der Angriff Israels auf den Iran hat die USA nicht überrascht – im Gegenteil war die US-Führung, wie Präsident Donald Trump in einem Interview für Fox News bestätigte, vorab informiert. „Der Iran darf keine Atombombe haben, und wir hoffen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir werden sehen“, sagte Trump in dem Telefoninterview. Er hoffe trotz des Angriffs auf eine Rückkehr zu den laufenden Atomverhandlungen. In den israelischen Angriff waren die US nicht einbezogen, doch als gesichert gilt, dass Washington Israels Premier bei den Luftangriffen freie Hand ließ.

Trump hatte den Iran in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung im Atomstreit zu einem Militäreinsatz kommen könnte. Für Sonntag wäre eigentlich eine neuerliche Gesprächsrunde im Oman zu den Atomverhandlungen geplant gewesen, doch das Regime in Teheran hat bereits abgesagt.

Wortreichere Kritik an den israelischen Angriffen kam indessen von der Türkei und den arabischen Golfstaaten. Weniger Kritik, aber mehr Mahnung äußerten UNO-Generalsekretär António Guterres, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und China.

Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger schreibt in einer Aussendung: "Wir sind sehr besorgt über die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten. Wir appellieren an alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung und Deeskalation sowie zu einer Rückkehr zur Diplomatie. Eine weitere Zuspitzung der Lage wäre für die Region brandgefährlich und muss unbedingt vermieden werden."

Der britische Premier Keir Starmer, der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot äußerten sich ähnlich. 

China zeigte sich zutiefst besorgt über die schwerwiegenden Folgen, die der israelische Angriff auf den Iran haben könnte. Die plötzliche Eskalation diene den Interessen keiner Partei, erklärt das Außenministerium in Peking. China fordere alle relevanten Parteien auf, in einer Art und Weise zu handeln, die zum Frieden und zur Stabilität in der Region beitrage.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte appellierte an die Verbündeten der Militärallianz, auf eine Deeskalation im Nahen Osten hinzuwirken. „Dies war eine einseitige Aktion Israels“, sagte er. „Daher halte ich es für entscheidend, dass viele Verbündete, einschließlich der Vereinigten Staaten, während wir hier sprechen, an einer Deeskalation arbeiten.“ 

Zurückhaltung wird gefordert

UN-Generalsekretär António Guterres  äußerte sich besonders beunruhigt über Israels Angriffe auf iranische Atomanlagen, die sich während laufender Gespräche über das Programm zwischen dem Iran und den USA ereigneten.

Der US-Verbündete Saudi Arabien, selbst Erzfeind des Iran, verurteilt den Angriff. Die Angriffe stellten eine klare Verletzung internationalen Rechts dar, hieß es in einer Mitteilung der saudischen Regierung. „Das Königreich verurteilt diese ruchlosen Angriffe und betont, dass die internationale Gemeinschaft und der Sicherheitsrat eine große Verantwortung tragen, diese Aggression umgehend zu stoppen“, hieß es in einer Mitteilung aus Riad. Gegen da Atomprogramm des Iran aber hat Saudi-Arabien stets scharf Stellung bezogen.

Die omanische Regierung bezeichnete die Angriffe laut der Nachrichtenagentur des Landes als „gefährliche und rücksichtslose Eskalation“. Erst am Donnerstag hatte Omans Regierung eine sechste Runde von Gesprächen zwischen dem Iran und den USA über das Atomprogramm des Landes in der omanischen Hauptstadt Muskat für Sonntag angekündigt. Bisher blieben die Gespräche ohne Durchbruch. 

 

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