Rassistische Krawalle vor Asylunterkunft erschüttern Irland

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In mehreren aufeinanderfolgenden Nächten kam es vor einer Asylbewerberunterkunft in der irischen Hauptstadt zu gewaltsamen Ausschreitungen.

"90 Minuten Wahnsinn", nennt es die Irish Times. Gemeint sind die gewaltsamen Ausschreitungen, die sich am Dienstagabend vor einer Asylunterkunft in der irischen Hauptstadt Dublin ereigneten. Ein wütender Mob - überwiegend maskierte, junge Männer - versammelte sich vor dem City-West-Hotel im Vorort Saggart. Dort sind 1.200 Ukrainer und 460 Asylwerber untergebracht.

Viele der Randalierer waren mit Feuerwerkskörpern, gestohlenem Werkzeug  oder aus Mauern gerissenen Ziegelsteinen bewaffnet. Sie zündeten Müllcontainer und einen Streifenwagen an und schleuderten Glasflaschen auf Polizisten. Ein Demonstranten soll versucht haben, eine Polizeikette mit einem Pferdewagen zu durchbrechen. Ein anderer war mit einem Motorrad unterwegs. 

Dabei skandierte die Menge rassistische Parolen; auch Plakate mit fremdenfeindlichen Sprüchen waren zu sehen. Laut dem öffentlich-rechtlichen Sender RTÉ sollen bis zu 2.000 Menschen beteiligt gewesen sein.

Die Polizei, unterstützt von einer Sondereinheit, war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Erst nach eineinhalb Stunden gelang es den Ordnungskräften, die Lage unter Kontrolle zu bringen - vorerst. In der Nacht auf Donnerstag kam es nämlich erneut zu heftigen Ausschreitungen: Mehrere Hundert Menschen versammelten sich abermals vor dem Hotel, warfen Steine, Holzbretter und Flaschen auf Polizisten. Dutzende Personen wurden festgenommen. 

Justizminister Jim O’Callaghan kündigte an, "viele weitere Festnahmen“ würden folgen.

Aufruf über Social Media

Zu den Krawallen hatten Polizeiangaben zufolge „verschiedene Gruppen“ über soziale Netzwerke und Messaging-Dienste wie Whatsapp und Telegram angestachelt. Der irische Regierungschef Micheál Martin verurteilte dies scharf. Es gebe keine Rechtfertigung für die „abscheulichen“ Übergriffe, „die alle richtig denkenden Menschen schockieren“, postete der Taoiseach auf der Plattform X.

Auslöser war der Vorwurf gegen einen 26-Jährigen, ein zehnjähriges Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Das Kind stand unter der Betreuung der staatlichen Familien- und Kinderagentur. Die mutmaßliche Tat soll sich auf dem Gelände neben der Asylunterkunft ereignet haben. Der Verdächtige, zu dem bislang keine weiteren Details bekannt sind, wurde am Dienstag einem Bezirksgericht vorgeführt.

Von Fenstern fernhalten

Laut einem Sprecher der ukrainische Gemeinschaft wurden die im Hotel untergebrachten Personen angehalten, in ihren Zimmern zu bleiben und sich von Fenstern fernzuhalten. „Die Menschen wissen nicht, wann es wieder passieren wird, denn dies ist nicht das erste Mal, dass die ukrainische Gemeinschaft oder die Einwanderergemeinschaft in Irland insgesamt ins Visier genommen wurde“, sagte Anatoily Primakov am Donnerstag gegenüber RTÉ Morning Ireland

Tatsächlich werden Hotels, in denen Asylsuchende untergebracht sind, in Irland, ebenso wie im benachbarten Nordirland und in Großbritannien, immer wieder zum Ziel rassistischer Angriffe. Erst im Juni war es in der Stadt Ballymena zu ähnlichen Krawallen gekommen, nachdem Vergewaltigungsvorwürfe gegen zwei Jugendliche bekannt geworden waren. Dublin war bereits im November 2023 nach einem Messerangriff Schauplatz schwerer Ausschreitungen gegen Geflüchtete. Die Behörden machten rechtsextreme Gruppen dafür verantwortlich.    

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