Iran: Nervenkrieg an der Straße von Hormus

Kriegsgefahr am Golf: Hubschrauber auf dem US-Angriffsschiff USS Boxer vor der Straße von Hormus
Durch festgesetzte britische Tanker hat sich die Lage am Persischen Golf weiter zugespitzt.

„Nichts als Ärger mit dem Iran“, hatte Donald Trump gesagt. Der US-Präsident hat es wieder einmal geschafft, die Begründung für seine Politik vereinfacht und in simpler Sprache zu liefern. Die Rechnung ist ebenso simpel: Wenn Teheran nicht für die Sicherheit der Handelsschiffe auf der Meeresenge von Hormus sorgen kann, dann müsse man den Mullahs eben zeigen, wer der Stärkere ist.

Iran: Nervenkrieg an der Straße von Hormus

Das versucht Trump mittels militärischer Präsenz am Golf von Oman und (seit Jahren erstmals wieder) in Saudi Arabien zu untermauern. „Krieg“, so der Präsident, wolle man natürlich nicht. Aber man könne den Provokationen nicht einfach zusehen.

Die jüngste Aktion, die im Westen als solche Provokation wahrgenommen wird, ist die Festsetzung zweier Öltanker nahe der Straße von Hormus in der Nacht auf Samstag. Beide Tanker haben Verbindung zu Großbritannien. Und diesem Großbritannien hatte Teheran schon vor mehreren Tagen mit Maßnahmen gedroht. Denn London hatte Anfang Juli vor Gibraltar einen Tanker mit iranischem Öl beschlagnahmt, das angeblich für Syrien bestimmt war – was ein Embargo verbietet.

Die „Stena Impero“ (unter britischer Flagge) und die „Mesdar“ (eines britischen Schifffahrtsunternehmens) wurden in der Nacht auf Samstag angehalten. Letztere nach einer Befragung wieder freigesetzt. Die "Stena Impero" habe gegen internationales Seerecht verstoßen.

Doch die Behauptungen der iranischen und der britischen Regierungen widersprechen sich – kaum überprüfbar durch Dritte. Während Teheran, das sich laut Darstellung des Iran-Analysten Walter Posch als Garant für die Einhaltung der internationalen Bestimmungen am Persischen Golf sieht, von Verstoßen gegen das Seerecht spricht, bestreitet London dies, nennt die Festsetzung einen „feindlichen Akt“.

Tiefes Misstrauen

„Die Geduld ist sowohl auf iranischer, als auch auf britischer Seite strapaziert“, sagt Posch vom Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement an der Landesverteidigungsakademie in Wien. „Die heftige Reaktion Großbritanniens zeigt das tiefe Misstrauen in die Islamische Republik Iran“, sagt Posch zum KURIER und erklärt das mit der historischen Rolle Londons als frühere Quasi-Kolonialmacht in der Region.

Auf der anderen Seite stieg im Iran in den vergangenen Tagen der Druck – nicht zuletzt wegen des festgesetzten Tankers vor Gibraltar – gegen die Briten etwas zu unternehmen. Walter Posch erklärt das psychologisch: Immer noch herrsche in der Islamischen Republik die „tiefe Überzeugung“, dass Großbritannien das „Mastermind“ sei, das die Welt regiere und Eliten manipuliere, gegen das es anzukämpfen gilt. Die Briten jedenfalls können die Provokation nicht einfach schlucken. „Sie werden ihre Interessen zu wahren wissen“, sagt Posch zum KURIER. Am Samstag bemühte Außenminister Jeremy Hunt die diplomatischen Kanäle und telefonierte mit seinem iranischen Amtskollegen Mohammed Javad Zarif.

Symbolik für Putin

In den vergangenen Wochen schoss der Iran angeblich eine US-Drohne ab, die in iranischen Luftraum eingedrungen war, außerdem wurden bei Hormus mehrere Öltanker festgesetzt oder attackiert.

Die USA versuchen mit maximalem Druck den Iran zurück an den Verhandlungstisch in Sachen Atomdeal zu bringen und forderte kürzlich die NATO-Partner auf, ihre Präsenz am Golf zu erhöhen – in erster Linie eine „diplomatische Geste“, so Posch. Man wolle die transatlantischen Beziehungen als intakt darstellen – als Zeichen in Richtung Moskau.

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