Interimspräsident Wickremesinghe ist neues Staatsoberhaupt von Sri Lanka
Das Parlament in Sri Lanka hat den bisherigen geschäftsführenden Präsidenten Ranil Wickremesinghe zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Er habe die Stimmen von 134 der insgesamt 225 Abgeordneten erhalten, sagte Parlamentsgeneralsekretär Dhammika Dissanayake am Mittwoch in Colombo. Zwei Abgeordnete hätten sich enthalten, vier Stimmen seien ungültig gewesen.
Sechs Mal Premierminister
Wickremesinghe ist einer der erfahrensten Politiker seines Landes. Der 73-Jährige begann 1977 seine politische Laufbahn im Parlament und war insgesamt sechs Mal Premierminister. Er ist ausgebildeter Jurist und stammt aus einer Politikerfamilie. Vergangene Woche wurde er zum geschäftsführenden Präsidenten ernannt, nachdem sich sein Vorgänger Gotabaya Rajapaksa inmitten von massiven Protesten mit seiner Frau in einer Militärmaschine ins Ausland abgesetzt hatte. Von Singapur aus erklärte er später seinen Amtsverzicht. Sein Mandat hätte regulär im November 2024 geendet.
Sri Lanka erlebt derzeit eine massive Wirtschaftskrise und Massenproteste. Die Regierung war zuletzt nicht mehr in der Lage, die wichtigsten Importe wie Lebensmittel, Treibstoff und Medikamente zu finanzieren. Inzwischen hat Sri Lanka den Internationalen Währungsfonds sowie Russland um Hilfe gebeten.
Weitere Proteste erwartet
Der Politikexperte Kusal Perera sagte, Wickremesinghe hatte einen "leichten Vorteil", obwohl seine eigene Partei bei der Parlamentswahl im August 2020 nur einen Sitz geholt hatte. "Ranil hat die Akzeptanz der städtischen Mittelschichten zurückgewonnen, indem er einige Versorgungsleistungen wie Gas wiederhergestellt hat, und er hat bereits Regierungsgebäude geräumt, was seine Entschlossenheit zeigt", sagte Perera.
Beobachter gehen davon aus, dass Wickremesinghe hart durchgreifen wird. Zudem werden neue Kundgebungen der Protestbewegung erwartet. Die Demonstranten hatten in den vergangenen Wochen Wickremesinghes Rücktritt als Regierungschef gefordert und ihm vorgeworfen, die Interessen der Rajapaksas zu schützen.
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