"Alarmierend": Gewalt gegen intergeschlechtliche Menschen steigt drastisch

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Bei einer Online-Umfrage gab jeder Dritte an, bereits körperlich oder sexuell angegriffen worden zu sein. FRA-Direktorin fordert "dringende Maßnahmen".

Zusammenfassung

  • EU-Agentur für Grundrechte berichtet von alarmierendem Anstieg von Gewalt und Diskriminierung gegen intergeschlechtliche Menschen in der EU.
  • Jeder dritte Befragte gab an, in den letzten fünf Jahren körperlich oder sexuell angegriffen worden zu sein; negative politische Diskurse werden als Hauptursache genannt.
  • 57 Prozent der Befragten wurden ohne Zustimmung medizinisch behandelt, und die FRA fordert dringende Maßnahmen gegen Intoleranz und Hasskampagnen.

Intergeschlechtliche Menschen in der EU sind einem Bericht zufolge zunehmend Gewalt und Belästigungen ausgesetzt

Das Ausmaß sei "alarmierend", erklärte die EU-Agentur für Grundrechte (FRA) mit Sitz in Wien in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht auf Grundlage einer Online-Umfrage unter 1.920 intersexuellen Menschen in 30 EU- und Westbalkanländern aus dem Jahr 2023.

Drastischer Anstieg: Jeder Dritte wurde körperlich oder sexuell angegriffen

"Intersexuelle Menschen in der EU sind in alarmierendem Ausmaß von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt betroffen", erklärte FRA-Direktorin Sirpa Rautio. Jeder dritte Befragte habe angegeben, in den fünf Jahren vor der Umfrage körperlich oder sexuell angegriffen worden zu sein. 

Dies stelle einen drastischen Anstieg im Vergleich zu einer vorherigen Umfrage aus dem Jahr 2019 dar. Die FRA-Direktorin forderte "dringende Maßnahmen".

Umfrage-Teilnehmer: Negativer Diskurs der Politiker dafür verantwortlich

Knapp 70 Prozent der Umfrageteilnehmer machten die negative Haltung und den negativen Diskurs von Politikern und politischen Parteien für den Anstieg verantwortlich. Die FRA prangerte zudem ein "Klima zunehmender oder anhaltender Intoleranz" sowie Hasskampagnen in Onlinediensten sowie im öffentlichen Raum an. 

"Solche Kampagnen verbreiten Falschinformationen und schüren Hass und Gewalt" gegen intersexuelle Menschen, betonte die FRA. Intergeschlechtliche Menschen seien die einzige Gruppe innerhalb der LGBTQ+-Gemeinschaft, gegen welche die Gewalt nicht abgenommen habe.

57 Prozent wurden ohne Zustimmung operiert

Als intersexuelle Menschen werden laut FRA Menschen bezeichnet, die mit Geschlechtsmerkmalen geboren wurden, welche "nicht der typischen Definition von weiblich oder männlich entsprechen". Der Umfrage zufolge wurden 57 Prozent der Befragten ohne ihre Zustimmung einer Operation oder einer anderen medizinischen Behandlung unterzogen, um ihre Geschlechtsmerkmale zu verändern.

Die englische Abkürzung LGBTQ steht für Lesben, Schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche und queere Menschen.

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