Donald Trump: Lasst die Show beginnen

Alles steht bereit.
In Amerika wird der Amtsantritt seines Präsidenten traditionell opulent gefeiert. Es wird getanzt, gesungen und gegessen. Den Höhepunkt stellt die Antrittsrede dar. Die will Donald Trump aber eher kurz und "philosophisch" halten.


Hier geht's zum LIVE-Blog zur Inauguration von Donald Trump

Vor einigen Monaten hat niemand damit gerechnet, aber der Tag, an dem Donald Trump mit viel Pomp als US-Präsident vereidigt wird, ist gekommen. In Washington, wo der Großteil für Hillary Clinton gestimmt hat, wird er ins Amt eingeführt. Den Unmut werden die US-Amerikaner, die vor ihren Bildschirmen sitzen, auch merken. Statt Prominenz werden Protestaktionen erwartet (mehr dazu hier).

Das alles wird den exzentrischen Politiker nicht stören. Um 12 Uhr Ortszeit - 18 Uhr unserer Zeit - wird er die 35 Wörter sagen, die ihn offiziell zum Präsidenten machen:

"I do solemnly swear (or affirm) that I will faithfully execute the Office of President of the United States, and will to the best of my ability, preserve, protect and defend the Constitution of the United States."

(Auf Deutsch: "Ich schwöre feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich ausführen und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften wahren, schützen und verteidigen werde.")


Der Tag ist rigoros durchstrukturiert. Bis auf die letzte Minute ist alles perfekt geplant. So zum Beispiel, dass Trump um 11.14 Uhr seinen Platz vor dem Kapitol einnehmen wird. Oder um 13.08 Uhr zu MIttag essen wird. Aber ein paar Akzente darf Trump selbst auch setzen, zum Beispiel den Inhalt seiner Rede.

Also, wie läuft die 58. Vereidigung eines US-Präsidenten am Freitag eigentlich ab? Der Überblick.

Donald Trump: Lasst die Show beginnen
The U.S. Capitol building is seen behind a security fence in Washington, U.S., January 19, 2017. REUTERS/Shannon Stapleton

Hochsicherheitstrakt Washington

In den Morgenstunden verwandelt sich das ohnehin schon abgesicherte Washington in einen Hochsicherheitstrakt. Für die Inauguration von Trump stellen Polizei, Militär und Geheimdienste ein Großaufgebot. Insgesamt wird die Zahl der Sicherheitsleute mit 28.000 angegeben. Neben der gesamten Belegschaft der Washingtoner Polizei sind zusätzlich 3000 Beamte aus Nachbarstaaten sowie 5000 Nationalgardisten und 5000 Soldaten vor Ort sein. Scharfschützen, Bombenspürhunde und Überwachungskameras sorgen für die Sicherheit von bis zu rund 900.000 Menschen, die sich zwischen dem Weißen Haus und Kapitol sammeln werden - sowohl Trump-Fans als auch Gegner. Einige U-Bahn-Stationen wurden gesperrt und sensible Zonen werden mit Bussen und Lastwagen beschützt, die mit Beton oder Sand beladen sind.

Die Sicherheitsmaßnahmen erreichen auch vollkommen neue Dimensionen: Bürger können auf zahlreiche Apps nicht zugreifen, weil die US-Regierung in die Mobilfunknetze interveniert. Außerdem wurden Gullydeckel verschweißt, Briefkästen und Mülleimer entfernt.

Donald Trump: Lasst die Show beginnen
WASHINGTON, DC - JANUARY 19: The West Front of the U.S. Capitol is prepared for inauguration day on January 19, 2017 in Washington, DC. Donald J. Trump will be sworn in tomorrow as the 45th president of the United States. Alex Wong/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++


Die Kirche Saint John's

Auftritt Donald Trump. Um 8.30 Uhr, MEZ 14.30 Uhr, beginnt der Tag für den künftigen US-Präsidenten offiziell mit einem Gottesdienst in der Kirche Saint John's. Sie befindet sich gegenüber des Weißen Hauses, wo er anschließend im Oval Office mit Barack Obama sprechen wird. Die Tradition besagt, dass der scheidende Präsident seinem Nachfolger eine handschriftliche Botschaft überreichen soll. George H. W. Bush schrieb 1993 an Bill Clinton, dass sein Erfolg nun "der Erfolg unseres Landes" ist. "Viel Glück" wäre natürlich auch eine Möglichkeit, oder "Hals- und Beinbruch!".

Obama richtete aber schon in seiner letzten Pressekonferenz als US-Präsident einen Rat und eine Warnung an Trump. Er brauche ein gutes Team und müsse die Würde der Demokratie wahren.


Die Formel

Im Kapitol findet der eigentliche Höhepunkt der Zeremonie statt. Begleitet vom Chor der Missouri State University startet die große Zeremonie um 11.30 Uhr. Zuerst wird Vizepräsident Mike Pence vom Verfassungsrichter John Roberts Junior vereidigt. Dann um 11.47 Uhr wird Trump vortreten, seine Hand auf die Verfassung legen, die andere zum Schwur heben und sagen:

"I do solemnly swear that I will faithfully execute the Office of President of the United States, and will to the best of my ability, preserve, protect and defend the Constitution of the United States."

Mit dem gesprochenen Eid ist der Akt erledigt und Trump offiziell der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.


Die Rede

Noch bevor das 16-jährige Casting-Sternchen Jackie Evancho die Nationalhymne singt, wird Donald Trump seine Antrittsrede halten. Für gewöhnlich skizzieren die neuen Präsidenten Visionen und Ziele ihrer Amtszeit. George Washington brauchte 1793 dafür nur 135 Wörter, William Henry Harrison 1841 fast zwei Stunden. Trump wird eine "philosophische" Rede halten, kündigte sein Pressesprecher an. Er will sich kurz halten, "so unter 20 Minuten".

Die vergangenen US-Präsidenten hoben in ihren Antrittsreden immer die globale Stellung der USA hervor. Wie wichtig die US-Außenpolitik für den weltweiten Frieden ist. Kenner vermuten, dass dies bei Donald Trump gänzlich fehlen wird. Vielmehr wird er auf die US-amerikanische Wirtschaft eingehen, wie er es auch in seinem Wahlkampf öfters betont hat.


Obamas letzter Streich

Während für Trump die "Show beginnt", lässt sich Obama per Helikopter direkt in den Urlaub nach Palm Springs in Kalifornien transportieren. Mit der offiziellen Zeremonie enden auch die Verpflichtungen Barack Obamas. Durch ein Militärspalier beschreiten der ehemalige Präsident und sein Vize ihren "letzten Gang". Dann startet auch schon die "Marine One" Richtung Südkalifornien mit den Obamas an Bord (mehr dazu hier).

Trump hingegen will Stunden nach seiner Amtseinführung erste "wichtige" Dokumente unterschreiben. Was er genau damit meint, hat er nicht gesagt. Spekuliert wird, dass seine Unterschriften Obamacare, den Kampf gegen die Terrormiliz IS oder die Migrationsproblematik betreffen könnten.

Donald Trump: Lasst die Show beginnen
epa01607061 US President Barack Obama (C-L) and First Lady Michelle Obama (C-R) walk down Pennsylvania Avenue for the inaugural parade after Obama was sworn in as the 44th President of the United States in Washington, DC, USA, 20 January 2009. Obama defeated Republican candidate John McCain on Election Day 04 November 2008 to become the next US President. EPA/DOUG MILLS - POOL


Zuerst wird gegessen

Bevor der neue Präsident aber seine Arbeit aufnimmt, wird gegessen. Und zwar Hummer, Rinderfilet und Schokoladensoufflee (mehr dazu hier). Dazu gibt es pro Gang einen passenden kalifornischen Wein. Traditionell soll das 45-Minuten-Mittagessen mit geladenen Gästen Speisen aus seiner Heimat und der des Vizepräsidenten enthalten - ganz "amerikanisch", aber "nicht politisch".

Präsident Barack Obama entschied sich 2013 für Hummer und eine New England-Fischsuppe, Bison-Steak mit roten Erdäpfel-Kren-Puffer und als Dessert Hudson-Valley-Apfelkuchen mit Sour-Cream-Eis und Käse.


Das Spektakel in Washington

Um 14.45 Uhr beginnt die Parade zum Weißen Haus. Hunderttausende verfolgen das Spektakel vor Ort, üblicherweise auch Millionen Fernsehzuschauer. 2,5 Kilometer lang ist die Strecke, die er in Washington zurücklegt. Die erste Parade zu Fuß legte übrigens Präsident Jimmy Carter 1977 zurück, bei Barack Obama 2009 waren 1,8 Millionen Menschen dabei. Eine witzige Geschichte gibt es über den Texaner Dwight D. Eisenhower. Als der US-Präsident am 20. Januar 1953 die Parade vom Kapitol über die Pennsylvania Avenue bis zum Weißen Haus anführte, wurde er von einem Cowboy mit Pferd überrascht. Das Lasso in der Hand, fing er den frisch vereidigten Präsidenten ein.

Donald Trump: Lasst die Show beginnen


Das Ende mit Tanz

Den Schlusspunkt wird Trump um etwa 19 Uhr (23 Uhr MEZ) setzen - und zwar mit einem Tanz. Wie die Einlage aussehen wird, wissen wir noch nicht. Laut Trump soll das Ganze aber eher "geschäftsmäßig" ablaufen. Offiziell werden US-Präsident und First Lady an nur drei Bällen teilnehmen.

Trumps Vorgänger, die Obamas, tanzten 2009 zum Blues-Oldie "At Last", gesungen von Beyoncé. Die ganze Nation war den Tränen nahe. Die Obamas tanzten aber nicht nur auf einem, sondern gleich auf zehn Bällen. Nach der Wiederwahl 2013 gab es dann nur noch zwei Bälle, geschuldet war die neue Bescheidenheit der Wirtschaftskrise.

Kommentare