Houthi drohen USA und Verbündeten: "Werden für Angriff hohen Preis zahlen"

Houthis mobilize more fighters amid escalating attacks on Red Sea shipping
Die Houthi im Jemen kündigen nach dem Angriff der USA und ihrer Verbündeten Rache an.

Trotz der Angriffe der USA und Großbritanniens auf ihre militärischen Stellungen haben die Houthi-Rebellen im Jemen weitere Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer angekündigt und mit Vergeltung gedroht. Der Militärschlag werde nicht ohne "Strafe oder Vergeltung" bleiben, teilte ein Sprecher der mit dem Iran verbündeten Miliz am Freitag mit. Nun wächst die Sorge vor einem Flächenbrand in der gesamten Region.

Der Militärschlag sei eine "direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Houthi" auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, teilte US-Präsident Joe Biden mit. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte er, er werde nicht zögern, bei Bedarf weitere Maßnahmen anzuordnen. Neben den USA und Großbritannien haben sich auch Australien, Bahrain, Kanada und die Niederlande an dem Militärschlag beteiligt. Die Angriffe hätten sich auf jene Stellungen konzentriert, die für die Rebellen bei ihren Angriffen auf Handelsschiffe von besonderer Bedeutung seien, weil sie dort etwa Raketen, Radartechnik oder Drohnen lagerten, so ein Regierungsberater. Ziel sei es gewesen, die Houthi zu schwächen, nicht aber, die Situation zu eskalieren.

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Bei den Angriffen seien fünf ihrer Mitglieder getötet und sechs weitere verletzt worden, teilten die Houthi mit. Sie trafen demnach die Hauptstadt Sanaa sowie die Provinzen Hudaida, Taiiz, Hajjah und Saada. Mohammed Ali al-Houthi, ein Mitglied des Obersten Politischen Rates der Houthi, bezeichnete die Angriffe als barbarisch. Es gebe "absolut keine Rechtfertigung für die Aggression gegen den Jemen", da es keine Bedrohung für die internationale Schifffahrt im Roten Meer und im Arabischen Meer gab", fügte ein Sprecher hinzu. Ziel seien weiter "israelische Schiffe oder solche, die die Häfen des besetzten Palästina anlaufen".

Hamas und Hisbollah

Wenig überraschend kritisierten auch die islamistische Hamas und die mit der Hamas verbündete Hisbollah im Libanon die Angriffe. Es sei eine "eklatante Aggression" gegen die Souveränität des Landes und stelle eine "Bedrohung für die Sicherheit der Region" dar, erklärte die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas auf ihrem Telegramkanal. Es handle sich um einen "unberechenbaren Terrorakt". Auch der Iran verurteilte die Angriffe.

Die Houthi-Rebellen im Jemen sowie die Hisbollah gehören zur sogenannten "Achse des Widerstands" gegen Israel. Ihr gehören auch andere vom Iran unterstützte Milizen an. Ziel ist die Bekämpfung Israels, das seit der Islamischen Revolution von 1979 erklärter Erzfeind des Iran ist.

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Russland ortete eine "völlige Missachtung internationalen Rechts" und beantragte eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats. Die angelsächsischen Länder ließen die Lage in der Region eskalieren "um ihrer zerstörerischen Ziele willen", schrieb Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa auf Telegram.

Kritik übten auch der Irak und die Türkei. "Der Westen begeht eine weitere Dummheit, indem er den Konflikt und die Spannungen in der Region weiter schürt, während er zu Deeskalation aufruft und andere zur Selbstbeherrschung auffordert", schrieb ein Berater des irakischen Regierungschefs Mohammed Shia al-Sudani auf X (früher Twitter). Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet die Luftangriffe als unverhältnismäßig. Es sei ein Versuch, das Rote Meer in ein "Meer aus Blut" zu verwandeln, sagt Erdogan. China rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf.

Jordanien warnte vor einer Eskalation der Spannungen in Nahost. Das Versäumnis der internationalen Gemeinschaft, Israels "extremistische" Politik und "Aggression" gegen die Palästinenser zu stoppen, gefährde die Sicherheit in der Region und drohe den Nahen Osten in weitere Konflikte und Kriege zu treiben, sagte Außenminister Ayman Safadi. Der Oman warnte "als Folge der anhaltenden israelischen Aggression gegen die besetzten palästinensischen Gebiete" zum wiederholten Mal vor einer Ausweitung des Krieges auf die Region, wie es in einer Erklärung des Außenministeriums in Maskat hieß. Das Sultanat verurteile "den militärischen Akt" der Verbündeten, "während Israel seinen brutalen Krieg, ohne Verantwortung tragen zu müssen, weiterführt." Auch Saudi-Arabien äußerte sich besorgt. Das Königreich rief zur Deeskalation auf, wie die staatliche Nachrichtenagentur SPA berichtete. Es sei wichtig, die Sicherheit und Stabilität in der Region des Roten Meeres zu wahren. Dazu zähle auch eine freie Schifffahrt. Gleichzeitig rief das Königreich zu Zurückhaltung auf.

Westliche Länder unterstützen Militärschlag

Mehrere westliche Länder unterstützten den Militärschlag. Das "inhärente Recht auf individuelle und kollektive Selbstverteidigung" sei gegeben, weil die Houthi-Rebellen die "illegalen, gefährlichen und destabilisierenden Angriffe der Houthi auf Schiffe" im Roten Meer fortgesetzt hätten, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der USA, Großbritanniens, Deutschlands, Dänemarks, Kanadas, der Niederlande, Neuseelands, Südkoreas, Australiens und Bahrains. Frankreich fordert die Houthi-Rebellen zu einer sofortigen Einstellung der Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer auf.

Italien hatte Regierungskreisen zufolge eine Beteiligung an den Luftangriffen abgelehnt. Rom verfolge eher einen Kurs zur Beruhigung der Lage statt einer militärischen Konfrontation. Zudem wäre eine Zustimmung des Parlaments für eine Beteiligung nötig gewesen, erklärte ein Regierungssprecher.

Auch die NATO stellte sich hinter die Luftangriffe der Verbündeten USA und Großbritannien auf die Houthi. "Diese Angriffe waren defensiv und dienten dazu, die Freiheit der Schifffahrt auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu erhalten", erklärte NATO-Sprecher Dylan White. Die Houthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer müssten aufhören, forderte er. Er rief zudem den Iran, der die Houthi-Rebellen unterstützt, zur Verantwortung auf. Teheran müsse "seine Stellvertreter zügeln".

Die schiitischen Houthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen und sie kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt.

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Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.

Angesichts der zunehmenden Zahl von Angriffen hatte das US-Militär in der Region bereits Mitte Dezember seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder verstärkt. An einer neuen Sicherheitsinitiative mit dem Namen "Operation Prosperity Guardian" beteiligen sich nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium mehr als 20 Länder. Nach Angaben aus Washington haben die Houthi seit dem 19. November mehr als zwei Dutzend Angriffe auf internationale Handelsschiffe im Roten Meer verübt - erstmals setzten sie dabei auch eine ballistische Antischiffsrakete ein. Mehr als 2.000 Schiffe sind den Angaben nach bereits gezwungen worden, einen Umweg von Tausenden Kilometern zu nehmen.

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