Hamas übergab US-Geisel: Emotionales Wiedersehen mit Familie

Die Hamas führt nach eigenen Angaben derzeit direkte Gespräche mit den USA in Doha. Dabei gebe es "Fortschritte" bezüglich einer Waffenruhe im Gazastreifen, sagten Hamas-Vertreter am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.
Bestandteil der Verhandlungen seien auch ein "Gefangenenaustausch" und die Lieferung von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen, erklärten die Hamas-Vertreter.
Am Montag übergab die Hamas im Gazastreifen in der südlichen Stadt Khan Younis dann eine US-israelische Geisel an Vertreter des Roten Kreuzes. Das meldeten mehrere israelische Medien übereinstimmend. Der 21-jährige Edan Alexander kam aufgrund einer Vereinbarung der Hamas mit den USA, ohne israelische Beteiligung, frei. Den Umständen zufolge ist der 21-Jährige entsprechend in gutem Zustand.
Emotionales Wiedersehen mit Familie
Der junge Mann habe in Begleitung von Soldaten der Armee die Grenze nach Israel überquert, teilte das israelische Militär mit. Er soll dort zunächst auf einer Militärbasis medizinisch untersucht werden und seine Familie treffen. Aufnahmen zeigten, wie der 21-Jährige und seine Mutter Yael einander in die Arme fallen. Die Mutter schreit zunächst vor Freude, schließlich weinen beide. Die Familie, angereist aus den USA, empfing ihn auf einem Militärstützpunkt in Israel. Anschließend war er lächelnd in einer Umarmung mit seinem Vater Adi und seinen Geschwistern zu sehen. Seinem Bruder und seiner Schwester küsste er bei dem emotionalen Wiedersehen auf einem Militärstützpunkt in Israel auf die Stirn. Alexander wurde danach zur Behandlung in eine Klinik geflogen.
Unterdessen drangen immer Details seiner Geiselhaft an die Öffentlichkeit. Er sei bei Verhören schwer gefoltert und in einen Käfig gesperrt worden, zitierte der israelische Sender Kan erste Aussagen des 21-Jährigen. Er sei auch lange mit Handschellen gefesselt gewesen. Der junge Soldat wurde dem Bericht zufolge mit anderen Geiseln in einem Tunnel festgehalten und hat demnach nur wenig Essen bekommen.
US-Präsident Donald Trump wird in den kommenden Tagen in der Region erwartet. Laut der Times of Israel haben die Vermittlerstaaten die Hamas dazu gedrängt, den Soldaten freizulassen, um Trump ihr Wohlwollen zu zeigen.
Auf seiner Onlineplattform Truth Social schrieb Trump zur Freilassung der Geisel: "Dies war ein Schritt, der in gutem Glauben gegenüber den Vereinigten Staaten und den Bemühungen der Vermittler - Katar und Ägypten - unternommen wurde, um diesen sehr brutalen Krieg zu beenden und ALLE lebenden Geiseln und ihre sterblichen Überreste zu ihren Angehörigen zurückzubringen."
Geste gegenüber den Amerikanern
Die Familie des Mannes namens Edan Alexander erklärte, sie sei über die Ankündigung der Hamas informiert worden. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu teilte mit, die USA habe Israels Führung die Absicht der Hamas mitgeteilt, den Mann ohne jegliche Bedingungen freizulassen - als Geste gegenüber den Amerikanern. Die Vereinigten Staaten hätten Israel zudem darüber informiert, dass dieser Schritt voraussichtlich zu Verhandlungen über ein Abkommen führen werde, das Israel schon in der Vergangenheit akzeptiert habe.
Regierungschef Benjamin Netanjahu hat hingegen eine Waffenruhe im Gegenzug für die angekündigte Freilassung einer US-israelischen Hamas-Geisel ausgeschlossen. Es werde weder eine Feuerpause noch einen Austausch der Geisel gegen in Israel inhaftierte Palästinenser geben, erklärte Netanjahu am Montag. Die Verhandlungen über eine Vereinbarung zur Freilassung aller noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln würden "unter Beschuss" stattfinden, betonte er. Israel bereite sich weiterhin auf eine "Intensivierung der Kämpfe" vor, fügte der Premier hinzu.
Bereits vor zwei Monaten hatte die Hamas vorgeschlagen, den Soldaten im Rahmen eines Deals freizulassen. Die israelische Regierung bezeichnete das Angebot der Hamas aber als ungenügend.
Die israelische Nachrichtenseite "ynet" berichtete, Israel sei an den Verhandlungen nicht beteiligt gewesen und müsse im Gegenzug auch keine palästinensischen Häftlinge freilassen. Die Eltern des Mannes wollten sich auf den Weg von den USA nach Israel machen.
Der Mann sei in der Geiselhaft auch eine Zeit lang angekettet und gefoltert worden, meldeten israelische Medien unter Berufung auf Berichte zuvor freigelassene Geiseln.
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