Grossi ist neuer Chef der Atomenergiebehörde

Der argentinische Diplomat folgt damit dem im Juli verstorbenen Generalsekretär Yukiya Amano nach.

Der argentinische Diplomat Rafael Grossi ist zum neuen Chef der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) gewählt worden. Eine qualifizierte Mehrheit des Gouverneursrats der IAEA habe für Grossi gestimmt, teilte der französische UNO-Diplomat Xavier Sticker am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit.

Grossi folgt auf den im Juli verstorbenen IAEA-Generalsekretär Yukiya Amano. Die Behörde kontrolliert weltweit die zivilen Atomprogramme. Sie steht durch die Überwachung des Atom-Deals mit dem Iran seit 2016 besonders im Rampenlicht.

Hintergrund: IAEA

Die Internationale Atomenergiebehörde wurde 1957 gegründet und wacht über die zivile Nutzung von Atomkraft und die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags (NPT) von 1979. Demnach darf kein spaltbares Material weiterverbreitet werden. Die Behörde unter dem Dach der UNO hat 171 Mitgliedstaaten und beschäftigt rund 2.500 Personen, ein Großteil davon in Wien.

Der von rund 190 Staaten unterzeichnete Atomwaffensperrvertrag verbietet den fünf offiziellen Atommächten - USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China -, Nuklearwaffen und die dafür notwendige Technologie weiterzugeben. Allen anderen beigetretenen Ländern ist es verboten, solche Waffen zu besitzen oder zu entwickeln. Allerdings haben Staaten wie Indien und Pakistan den Vertrag nicht unterzeichnet und besitzen eigene Atombomben. Auch Israel ist dem Vertrag nicht beigetreten, dürfte aber über Kernwaffen verfügen.

Um zu verhindern, dass in Atomkraftwerken oder anderen Atomanlagen Material für den Bau von Bomben abgezweigt wird, führen IAEA-Inspektoren Kontrollen durch. Weltweit prüfen sie mehr als 1.200 Nuklearanlagen. In Nordkorea erhält die IAEA keinen Zugang. Zuletzt war die Behörde vor allem wegen des iranischen Atomprogramms aktiv.

Die Möglichkeiten der Inspekteure sind aber begrenzt, weil sie auf die Kooperation des jeweiligen Landes angewiesen sind. Umweltorganisationen kritisieren die IAEA, weil sie auch nach der Atomkatastrophe in Fukushima die zivile Nutzung der Atomenergie uneingeschränkt unterstützt.

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