Selbst vom Iran "geschätzt": Chef der Atombehörde IAEO ist tot

Der 72-jährige Yukiya Amano hatte laut Medien aus gesundheitlichen Gründen bereits seinen vorzeitigen Rücktritt geplant.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) in Wien, Yukiya Amano, ist gestorben. Das teilte die in Wien ansässige Behörde am Montag mit. Der Japaner wurde 72 Jahre alt. Er hatte offenbar in letzter Zeit mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.

Verstorben ist er bereits am 18. Juli. Mit Rücksicht auf den Wunsch der Familie wurde sein Tod aber erst jetzt bekannt gegeben.

Erst in der Vorwoche hatte Amano laut Diplomaten den Gouverneursrat der IAEA über seine Absicht informiert, mit März 2020 vorzeitig zurückzutreten. Eigentlich wäre sein Mandat noch bis November 2021 gelaufen. Die IAEA-Flagge am UNO-Gebäude in Wien werde auf halbmast gesetzt, gab die Behörde bekannt.

Amano leitete IAEA seit 2009

Amano leitete die IAEA seit 2009 als Nachfolger des Ägypters Mohammed el-Baradei. Die Organisation spielt weltweit eine entscheidende Rolle bei der Überwachung der friedlichen Nutzung der Kernenergie.

Amano glat als sachlich und unaufgeregt. Ein Mann mit ruhigem Ton. Das galt auch in der aktuell härtesten Bewährungsprobe der Behörde: der Überwachung des laut Abkommens rein zivilen Charakters des iranischen Atomprogramms. Amano wusste, dass die Behörde ihre Aufgabe nur durch strikte Unparteilichkeit erfüllen kann.

Der Iran hat den Tod bedauert. "Wir hatten eine sehr enge Zusammenarbeit und haben seine fachkundige und professionelle Arbeit stets geschätzt", twitterte Vizeaußenminister Abbas Araqchi, der Atom-Chefverhandler des Landes, am Montag.

Die Partner des Abkommens - Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland - sowie die 2018 ausgestiegenen USA schauten äußerst genau auf die Prüfergebnisse der IAEA. Die IAEA hat 171 Mitgliedstaaten. Der Chef der Atomenergiebehörde wird von den Vertretern der 35 Staaten gewählt, die zusammen den Gouverneursrat bilden.

Bierlein "tieftraurig"

Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein hat sich "tieftraurig" über Amanos Tod gezeigt. "Die Arbeit der IAEA für die weltweite Abrüstung bleibt von besonderer Bedeutung für eine friedliche Zukunft", schrieb Regierungssprecher Alexander Winterstein in einem englischsprachigen Tweet am Montag.

Auch die US-Mission bei den internationalen Organisationen in Wien zeigte sich betroffen. "Die Vereinigten Staaten und alle Befürworter der Nichtverbreitung von Atomwaffen haben einen großen Freund verloren, und die Familie der Vereinten Nationen einen außergewöhnlichen Amtsträger", hieß es in einer Aussendung von Botschafterin Jackie Wolcott vom Montag.

"Wesentlicher Beitrag zu mehr Sicherheit"

Lassina Zerbo, Chef der ebenfalls in Wien ansässigen Atomteststopp-Behörde CTBTO, die weltweit Atomwaffentests überwacht, zeigte ebenfalls sein Bedauern über Amanos Ableben. "Er war ein vorbildlicher Diplomat und Vertreter Japans, der sich für die Verwirklichung einer friedlicheren und prosperierenderen Welt einsetzte", schrieb Zerbo in einer Mitteilung.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bezeichnete Amano als "wichtige Persönlichkeit im Kampf um den nuklearen Frieden". "Unter seiner Führung leistete die IAEO wesentliche Beiträge zu mehr Sicherheit in dieser Welt und hatte in Bezug auf das Atomabkommen mit dem Iran eine maßgebliche Rolle. Mein Mitgefühl ist in diesen Stunden bei seiner Familie und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der IAEO", betonte Van der Bellen.

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