Größte US-Nachrichtenagentur dauerhaft aus Oval-Office verbannt

Nachrichtenagenturen aus Europa kritisieren den erschwerten Zugang für US-Reportererkollegen von Associated Press (AP) zum Weiße Haus unter Präsident Donald Trump. Die Einschränkungen verhinderten, dass Berichterstattung über das Weiße Haus Millionen von Menschen in Europa erreicht - entweder direkt von AP oder über ihre europäischen Partner, kritisierte die Europäische Allianz der Nachrichtenagenturen (EANA), der auch die APA angehört, am Dienstag in einer Mitteilung.
Die Allianz betonte die grundlegende Bedeutung von Nachrichtenagenturen für präzise und zuverlässige Berichterstattung. Nachrichtenagenturen haben Verträge mit zahlreichen Medienhäusern, die deren Berichterstattung für Recherchen nutzen oder direkt verwenden können. Die Associated Press zählt weltweit zu den bedeutendsten Nachrichtenagenturen.
"Golf von Amerika"
Wegen ihrer Weigerung, den Golf von Mexiko wie von US-Präsident Donald Trump gewünscht "Golf von Amerika" zu nennen, wird die renommierte US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) dauerhaft aus Trumps Büro und dem Präsidentenflugzeug verbannt. AP "ignoriert weiterhin die rechtmäßige geografische Namensänderung des Golfs von Amerika", schrieb der stellvertretende Kabinettschef des Weißen Hauses, Taylor Budowich, am Freitag im Onlinedienst X zur Begründung.
Zwar sei das Recht der Nachrichtenagentur "auf verantwortungslose und unehrliche Berichterstattung durch den ersten Verfassungszusatz geschützt", schrieb Budowich weiter. Dieser sichere AP jedoch nicht "das Privileg auf ungehinderten Zugang zu begrenzten Räumen wie dem Oval Office und der Air Force One". Anstelle der Nachrichtenagentur stehe dieser Platz nun "den vielen tausend Reportern offen, die bisher von der Berichterstattung aus diesen vertraulichen Bereichen der Regierung verbannt waren".
Seit Dienstag war AP-Reportern mehrfach der Zugang zu Terminen des Präsidenten im Oval Office verweigert worden. Grund ist, dass AP den Golf von Mexiko weiterhin mit seinem seit mehr als 400 Jahren angestammten Namen bezeichnet. Trump hatte unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Jänner per Dekret die Umbenennung des Gewässers in Golf von Amerika verfügt.
AP-Chefredakteurin sieht Verstoß gegen US-Verfassung
AP-Chefredakteurin Julie Pace verurteilte das Vorgehen des Weißen Hauses als Verstoß gegen die in der US-Verfassung festgeschriebene Rede- und Pressefreiheit. Zudem werde damit den "Milliarden von Menschen ein schlechter Dienst erwiesen", die sich auf der Suche nach unparteiischen Nachrichten auf die Nachrichtenagentur verließen, kritisierte AP.
AP ist die größte Nachrichtenagentur in den USA. Ihr sprachliches Regelwerk gehört seit Jahren zur Standardlektüre für Nachrichtenredaktionen und Firmenbüros. In einem stilistischen Hinweis hatte AP im vergangenen Monat erklärt, dass Trumps Namens-Erlass "nur innerhalb der Vereinigten Staaten Berechtigung besitzt". Als globale Nachrichtenagentur, die Nachrichten auf der ganzen Welt verbreite, müsse AP "sicherstellen, dass Ortsnamen und Geografie für alle Zielgruppen leicht erkennbar sind", hieß es weiter.
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