Kolumbiens Ex-Präsident Uribe vorläufig aus dem Hausarrest entlassen
Zusammenfassung
- Ein Gericht hat den Hausarrest von Kolumbiens Ex-Präsident Álvaro Uribe bis zur Entscheidung über seinen Berufungsantrag aufgehoben.
- Uribe war wegen Zeugenbestechung und Verfahrensbetrugs zu zwölf Jahren Hausarrest verurteilt worden, seine Verteidigung sieht politische Motive und Verfahrensfehler.
- Die Vorwürfe betreffen mutmaßliche Falschaussagen in einem Verfahren gegen einen linken Senator; Uribe bestreitet die Anschuldigungen.
Der zu Hausarrest verurteilte kolumbianische Ex-Präsident Álvaro Uribe darf sich bis zur Entscheidung über seinen Berufungsantrag wieder frei bewegen. Ein Gericht ordnete die sofortige Freilassung des 73-Jährigen an, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten.
Uribe war am 1. August in erster Instanz wegen Zeugenbestechung und Verfahrensbetrugs zu zwölf Jahren Hausarrest verurteilt worden. Auf richterliche Anordnung sollte er die Strafe sofort auf seiner Finca antreten – obwohl das Urteil noch gar nicht rechtskräftig war. Diese Entscheidung kassierten die Richter nun wieder ein.
Anwälte werfen Justiz politische Motive vor
Uribes Verteidigung hatte Berufung eingelegt und die Aufhebung des Urteils beantragt. Sie machten geltend, dass ihr Mandant vor einer endgültigen Entscheidung nicht unter Hausarrest gestellt werden dürfe - und der Prozess gegen ihn von politischen Motiven und Verfahrensfehlern geprägt gewesen sei. Fällt bis Mitte Oktober kein Urteil in zweiter Instanz, droht das Verfahren zu verjähren.
Der rechtskonservative Politiker regierte Kolumbien von 2002 bis 2010 und galt als zentrale Figur im Kampf gegen linke Guerillagruppen. Seine Anhänger feiern ihn als Sicherheitsgaranten, Kritiker werfen ihm Menschenrechtsverletzungen und Nähe zu paramilitärischen Gruppen vor.
Uribe soll Zeugen zu Falschaussagen bewegt haben
Hintergrund der Verurteilung ist ein Verfahren gegen den linken Senator Iván Cepeda, das Uribe vor mehr als zehn Jahren selbst angestrengt hatte. Cepeda hatte mutmaßliche Verbindungen des Ex-Präsidenten zu rechten Paramilitärs untersucht.
2018 geriet Uribe dann selbst ins Visier der Justiz, weil er inhaftierte Paramilitärs zu Falschaussagen gebracht haben soll, um ihn zu entlasten. Die Ermittlungen zogen sich über Jahre, erst 2024 kam es zur Anklage. Uribe weist die Vorwürfe bis heute zurück.
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