Gekapertes Flugzeug: Auch Freundin des entführten Bloggers "gesteht"
Die Freundin des am Sonntag in Minsk verhafteten weißrussischen Bloggers Roman Protassewitsch hat wie dieser ein "Geständnis" abgelegt.
In einem von den weißrussischen Behörden veröffentlichten Video sagt Sofia Sapega, sie habe ebenfalls als Redakteurin eines oppositionellen Telegram-Kanals gearbeitet. Auf diesem habe sie unter anderem Daten über weißrussische Sicherheitskräfte verbreitet. Auf Social Media wiesen User daraufhin, dass das "Geständnis" wie auswendig gelernt wirke; es sei offenbar erzwungen.
Sofia Sapega war wie Protassewitsch an Bord des Ryanair-Fluges von Athen nach Vilnius, der von einem weißrussischen Kampfjet abgefangen und zur Landung in Minsk gezwungen wurde. Dort wurde das Paar verhaftet.
Sofia Sapega soll sich im berüchtigten Okrestina-Gefängnis befinden. Das sagte die Mutter der 23-jährigen Russin, Anna Duditsch, nach Angaben des Spiegel dem russischen Dienst der BBC.
Sie habe von der erzwungenen Landung auf Instagram erfahren, so die Mutter, die die russischen Behörden eingeschaltet hat. Sofia habe noch versucht, sie über WhatsApp zu verständigen, habe aber nur das Wort "Mutter" schicken können.
Lukaschenko reagiert
Der weißrussische Machthaber Alexander Lukaschenko wies am Mittwoch jegliche Vorwürfe im Zusammenhang mit der erzwungenen Landung und den Festnahmen zurück. Es sei vollkommen rechtmäßig vorgegangen worden, im Einklang mit dem Völkerrecht sei das Ziel der Schutz von Menschen gewesen, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Belta den autoritär regierenden Präsidenten.
Später legte Lukaschenko gegenüber einer staatlichen Zeitung und Parlamentsabgeordneten nach. Er bezeichnete Protassewitsch als „Terroristen“, der gemeinsam mit Helfern einen „blutigen Aufstand“ geplant habe. „Sie sollten die Hauptsache hier verstehen: An Bord des Flugzeugs war ein Terrorist“, sagte Lukaschenko. Das sei über die Grenze von Belarus hinaus bekannt gewesen, meinte er mit Blick auf Russland.
Damit räumte Lukaschenko das erste Mal ein, dass er die Ryanair-Maschine am Sonntag auf den Boden brachte, um seinen Gegner festnehmen zu lassen. Zuvor hatte Lukaschenko behauptet, es habe eine Bombenwarnung gegeben.
"Blutergüsse überdeckt"
Roman Protassewitsch hatte bereits zuvor "gestanden", in der Vergangenheit Massenunruhen in Weißrussland organisiert zu haben. Laut seinen Eltern, die sich beide öffentlich äußerten, wurde der 26-Jährige in Haft offenbar schwer misshandelt.
In einem von Weißrussland verbreiteten Video seien im Gesicht ihres Sohnes klar die Spuren von Gewaltanwendung erkennbar, sagte Natalia Protassewitsch am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Ich bin keine Chirurgin, aber es ist sicher, dass sie ihn auf die Nase geschlagen und diese möglicherweise gebrochen haben.“
Außerdem sei die linke Wange des 26-Jährigen geschwollen und hänge nach unten, sagte die Mutter. „Selbst unter der Schminke sieht man eine gelbliche Färbung - vermutlich wurden Blutergüsse mit Puder überdeckt.“ Am Hals seien zudem Würgemale zu erkennen.
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