Rotes Kreuz in Gaza: "Jegliche Hoffnung jetzt verloren"

Rotes Kreuz in Gaza: "Jegliche Hoffnung jetzt verloren"
Der Österreicher Jürgen Högl vom Roten Kreuz koordiniert die Hilfslieferungen in Gaza. Er warnt nach der Ankündigung Israels, die Lieferungen zu stoppen, vor einer humanitären Katastrophe.

Zusammenfassung

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  • Jürgen Högl vom ÖRK warnt vor einer humanitären Katastrophe in Gaza durch den Hilfsstopp und dramatische Lebensbedingungen.
  • Die Waffenruhe zwischen Israel und Hamas ist gefährdet, was zu einer Verschärfung der humanitären Lage führen könnte.
  • Hilfslieferungen und -organisationen sind stark eingeschränkt, was die Situation für die Zivilbevölkerung und Helfer verschlimmert.

Die Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen steht auf der Kippe

"Wenn die Hamas nicht bald die Geiseln freilässt, werden die Tore Gazas geschlossen und die Tore zur Hölle geöffnet", sagte Israels Verteidigungsminister Israel Katz nach Angaben seines Büros. Man werde nur noch einige Tage weiter verhandeln, sagte Katz und drohte mit einer Wiederaufnahme der Kampfhandlungen.

Die Hamas hält nach israelischen Informationen noch 24 Geiseln sowie 35 Leichen von Verschleppten fest. Israel fordert die Fortsetzung der Waffenruhe im Gegenzug für die Rückgabe der Entführten, so wie es ein Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff vorsehe. Die Hamas pocht hingegen auf die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über die zweite Phase der Vereinbarung, die ein Ende des Kriegs und den Abzug von Israels Truppen vorsieht. Die israelischen Geiseln könnten nur auf diese Weise freikommen.

Israel stoppt Hilfslieferungen

Israel stoppte als Reaktion sämtliche Hilfslieferungen in Gazastreifen und kündigte weitere Maßnahmen an. So bereite sich Israel laut Jerusalem Post darauf vor, den abgeriegelten Küstenstreifen auch von der Wasser- und Stromversorgung abzuschneiden. All diese Maßnahmen würden vor allem die notleidende palästinensische Zivilbevölkerung in dem Küstengebiet treffen.

Kleinkinder und Babys erfrieren

Der Hilfsstopp könnte für Millionen von Menschen in Gaza tödlich sein, warnt Jürgen Högl vom Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) im Gespräch mit der APA. "Jegliche Hoffnung ist nun verloren." Högl ist derzeit im Büro der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) in Kairo stationiert und koordiniert von dort die Hilfslieferungen für Gaza. 

Er berichtet: "Der gesamte Gazastreifen liegt in Trümmern, die Menschen leben zwischen Schutt und Müll in katastrophalen Bedingungen. Kinder schlafen im Freien in der Kälte, mehr als 100 Kleinkinder und Babys sind erfroren. Gleichzeitig gibt es kein sauberes Wasser und kein Essen. Wenn die Hilfe jetzt gestoppt wird, verlieren hunderttausende Familien ihre letzte Hoffnung." Eine anhaltende Blockade würde viele Menschenleben fordern, warnt der erfahrene Katastrophenmanager, der zuvor über ein Jahr lang ÖRK-Einsatzteam in der Ukraine leitete.

Hilfsstau an der Grenze

Auch wenn die Zusammenarbeit mit der ägyptischen Regierung sehr gut funktioniere brauche es trotzdem mehr, um die Zivilbevölkerung ausreichend zu versorgen. Högl fasst zusammen: "Tausende Lkw-Ladungen liegen in den Lagerhäusern an den Grenzen zu Gaza bereit. Wir fordern, dass alle Grenzübergänge so schnell wie möglich geöffnet werden und wir unsere lebensrettende Hilfe fortsetzen können!" 

Denn derzeit werde jeder einzelner Lkw und jede einzelne Palette gescannt und kontrolliert. "Das kostet wertvolle Zeit", macht der Österreicher deutlich.

Humanitäre Hilfe wird schwieriger oder abgeschafft

Neben der Blockade der Hilfslieferungen verschärft sich die Lage durch die Einschränkungen für internationale Hilfsorganisationen. "Dadurch, dass die UNRWA nur noch sehr begrenzt tätig sein kann, sind nun dem größten Hilfsakteur die Hände gebunden." Ende Jänner hatte Israel die Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) eingestellt. Auch die nun von Trump beschlossene Einstellung der US-Entwicklungsbehörde USAID sei dramatisch. "Das wird nicht nur in Gaza, sondern weltweit katastrophale Folgen haben. Viele Regionen, die auf Hilfe angewiesen sind, werden darunter leiden."

Jene humanitäre Helfende, die noch vor Ort sind, sind massiven Risiken ausgesetzt. Seit Beginn des Krieges wurden insgesamt 300 Helfer getötet. Davon beklagt das Rote Kreuz 28 Mitarbeiter - 22 davon starben in Gaza, sechs in Israel. Die Forderungen des Roten Kreuzes sind - neben dem Schutz der humanitären Helfer - sehr deutlich. Högl formuliert: "Es braucht so bald wie möglich einen Friedensbeschluss, die bedingungslose Freilassung aller Geiseln und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe."

Die Arbeit des Roten Kreuzes

Seit Mai 2024 betreibt das Rote Kreuz ein Feldspital in Rafah, das täglich bis zu 300 Menschen behandelt. Die Verletzten leiden unter schweren Verbrennungen, Blutungen und benötigen oft Amputationen. Auch 370 Geburten wurden seitdem begleitet und fast 20.000 Menschen psychosozial betreut. Mehr als ein Drittel der Patienten und Patientinnen sind Kinder. Das Österreichische Rote Kreuz stellt eine Wasseraufbereitungsanlage für sauberes Trinkwasser bereit.

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