"Historisch": Die letzte Männerbastion der Schweiz ist gefallen

Die Christlich-Soziale Politikerin Franziska Biner von der Partei Die Mitte hat am Sonntag Schweizer Geschichte geschrieben. Im südlich gelegenen Kanton Wallis - international bekannt für das Matterhorn und seine Luxus-Alpenresorts - hat sie es als erste Newcomerin seit 1993 geschafft, gleich im ersten Wahlgang das absolute Mehr zu holen. Kantonsregierungen werden in der Schweiz direkt gewählt.
Sie hat auch wider Erwarten bisherige Staatsräte deutlich überholt - darunter ihren Parteikollegen und langjährigen Vollblutpolitiker Christophe Darbellay, den sie auf den zweiten Platz verwies.
Und: Biner ist in der 200-jährigen Geschichte des Kantons die erst zweite Frau überhaupt in der Walliser Regierung, die erste, Sozialdemokratin Esther Waeber-Kalbermatten, ist vor vier Jahren zurückgetreten. Mit Biners Wahl gibt es aktuell keine rein männlich regierten Kantone in der Schweiz mehr. Als Wallis 2021 das letzte Mal wählte, gab es noch in sechs weiteren Kantonen keine einzige Frau in der Regierung.
Wie Biner diesen Erfolg erreicht hat? Als Zermatterin werde die 38-jährige Bauleiterin als eine Vertreterin für die Berggebiete gesehen, das sei gut angekommen, meinen Politologen. "Ich bin jung, dynamisch, komme aus der Privatwirtschaft und aus den Bergen", erklärte auch Biner am Sonntag ihr beachtliches Ergebnis, das sie selbst nicht erwartet hatte.
"Stehe für viel mehr"
Alle anderen Regierungsmitglieder sind Männer. Auf die Frage, ob ein Frauenbonus eine Rolle gespielt haben könnte, sagte sie: "Sicher. Aber ich stehe für viel mehr, als für die Frauen." Das Ergebnis sei das Resultat eines sehr anstrengenden Wahlkampfs.
Sie kündigte bereits an, Krippenplätze stärker staatlich finanzieren zu wollen. Während sie bei einigen gesellschaftspolitischen Themen liberale Einstellungen hat, dürfte sie zu anderen deutlich konservativere haben - neue Stauseen hält sie für wichtiger als Naturschutz, gegen den Wolf müsse härter vorgegangen werden.
Die Frauen in der Schweiz mussten länger für ihr Wahlrecht kämpfen als in den meisten anderen europäischen Ländern: Während in Österreich Frauen schon seit 1918 wählen dürfen, kam das Recht für die Schweizerinnen erst 1971.
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