Darum setzt Frankreich wieder auf Rekruten – Macrons Plan überrascht

Macron to unveil French new national military service plan
Frankreich startet einen neuen freiwilligen Wehrdienst. Macron reagiert auf Bedrohungen und plant bis 2035 bis zu 50.000 Rekruten.

Frankreich führt einen neuen Wehrdienst auf freiwilliger Basis ein. Was schon seit mehreren Tagen bekannt war, kündigte Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag bei einem Besuch bei einer Gebirgsjägerbrigade in den französischen Alpen offiziell an. "Sie verkörpern die Jugend Frankreichs, die aufrecht steht und keine Angst hat, sich für die anderen zu engagieren", richtete er sich an die Gymnasiasten und jungen Militärangehörigen im Publikum. "Wir brauchen die Mobilisierung, um uns zu verteidigen, uns bereit zu halten und respektiert zu werden."

Mehrere Male erwähnte er die "wachsenden Bedrohungen" und die "Zunahme der Gefahren", ohne konkret Russland zu nennen. "In dieser unsicheren Welt, in der Stärke über Recht steht, darf unsere Nation weder angstvoll noch panisch noch unvorbereitet sein." Frankreich, so die unterschwellige Botschaft, rüstet sich für eine Zukunft, in der Russland weiterhin ein Gegner bleibt und die USA als Schutzmacht wegfallen.

Seit langem plädierte Macron für mehr "europäische Souveränität" in Sicherheits- und Verteidigungsfragen. Im Sommer 2026 sollen darum die ersten 3000 Interessierten ausgewählt werden. Nach einer einmonatigen Grundausbildung werden sie neun weitere Monate in einer militärischen Einheit eingesetzt, nehmen dieselben Aufgaben wahr wie die aktive Armee. Sie erhalten ein Gehalt von bis zu 1.000 Euro im Monat.

Bis zu 50.000 Rekruten 

Anvisiert wird, dass ihre Zahl in den Folgejahren schrittweise steigt, auf 10.000 im Jahr 2030 und bis zu 50.000 in 2035. Dies werde "an die Entwicklung der Bedrohung angepasst", so der französische Staatschef, der selbst nur noch bis 2027 im Amt sein wird.

Bis 1997 galt in Frankreich die allgemeine Wehrpflicht für Männer. Der damalige Präsident Jacques Chirac schaffte sie nach Ende des Kalten Kriegs ab. Seitdem verfügt das Land über eine Berufsarmee mit gut 200.000 aktiven Soldaten. Der neue Militärdienst bleibe freiwillig, sagte der Präsident, doch "im Ausnahmefall" könne das Parlament entscheiden, ob er verpflichtend werde. Mehrmals betonte Macron, die Betroffenen würden allein auf "nationalem Gebiet" eingesetzt. Es komme nicht in Frage, "unsere jungen Leute in die Ukraine zu schicken".

Er reagierte damit auf eine heftige Debatte, die Generalstabschef Fabien Mandon ausgelöst hatte, als er sagte, das Land müsse "bereit sein, zu akzeptieren, seine Kinder zu verlieren". Macron sprach Mandon trotz massiver Kritik sein Vertrauen aus. Dessen Worte seien verzerrt worden, es komme nicht in Frage, die Bevölkerung in den Krieg zu schicken.

Macrons frühere Aussagen zu Bodentruppen

Der Präsident hatte selbst im Februar 2024 für einen Aufschrei gesorgt, als er es angesichts der russischen Attacken auf die Ukraine nicht ausschloss, europäische Bodentruppen in das angegriffene Land zu schicken. Später war eher von möglichen "Rückversicherungskräften" die Rede, die erst nach der – weiterhin hypothetischen – Unterzeichnung eines Friedensabkommens fernab der Frontlinie eingesetzt und rein aus Berufssoldaten bestehen würden.

Frankreich verdoppelt Militärbudget seit 2017

Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 hat Macron das Budget für Verteidigungsausgaben von 32 Milliarden Euro fast verdoppelt. Es unterliegt als eines der wenigen nicht den aktuellen Sparzwängen und erreicht inzwischen zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes. 2019 setzte er einen "allgemeinen Nationaldienst" für alle Jugendlichen ein, der diese an militärische Aufgaben heranführen und den Zusammenhalt innerhalb einer Altersklasse stärken sollte. Doch die Maßnahme erwies sich als kostspieliger Flop. Statt der eingeplanten zwei Milliarden Euro kostete sie zehn Milliarden.

Zur Finanzierung des freiwilligen Wehrdienstes sollen zwei Milliarden Euro bereitgestellt werden – wenn das Parlament das Haushaltsgesetz absegnet, über das es derzeit noch debattiert. Laut einer Umfrage spricht sich eine Mehrheit von 86 Prozent der Menschen in Frankreich für einen Militärdienst aus und 53 Prozent sogar für einen Pflichtdienst. Allerdings sind es nur 41 Prozent der unter 35-Jährigen, die einen solchen befürworten.

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