Frankreich: Parlament lehnt Vermögensteuer ab

Viele Menschen demonstrieren auf einer Straße, vorne wird ein großes, buntes Protestplakat mit politischen Forderungen hochgehalten.
Die Linke machte die sogenannte Zucman-Steuer zur Bedingung für den Budget-Beschluss. Premier Lecornu kritisiert die "Wundersteuer".

Zusammenfassung

  • Die französische Nationalversammlung hat die Einführung einer Vermögensteuer, die sogenannte Zucman-Steuer, abgelehnt.
  • Die Steuer hätte jährlich bis zu 20 Milliarden Euro einbringen und rund 1.800 Haushalte betreffen sollen, wurde jedoch wegen befürchteter negativer Auswirkungen auf den Standort Frankreich abgelehnt.
  • Nach dem Scheitern der Steuer drohen die Sozialisten mit Neuwahlen und fordern die Wiedereinführung der 2017 abgeschafften Vermögensteuer ISF.

Die französische Nationalversammlung hat einen vom linken Lager eingebrachten Entwurf zur Einführung einer Vermögensteuer abgelehnt. 228 der Abgeordneten im französischen Unterhaus stimmten am Freitagabend gegen die Einführung, 172 dafür. Die Sozialisten hatten in der vergangenen Woche mit dem Sturz der Regierung gedroht, falls der Budgetentwurf keine Steuer auf Vermögen von über 100 Millionen Euro enthalten sollte.

Somit bleibt weiterhin fraglich, ob die Regierung von Premierminister Sébastien Lecornu im Parlament die nötige Mehrheit für das Budget für das kommende Jahr erhält.

Steuer hätte 20 Milliarden Euro Einnahmen bringen sollen

Die nach dem Wirtschaftswissenschaftler Gabriel Zucman benannte sogenannte Zucman-Steuer hätte einen Steuersatz von mindestens zwei Prozent auf Vermögen in dreistelliger Millionenhöhe vorgesehen. Nach Berechnungen Zucmans könnte der französische Staat durch die Steuer jährlich bis zu 20 Milliarden Euro einnehmen, seinen Angaben zufolge wären frankreichweit lediglich 1.800 Haushalte betroffen.

Die Regierung wie der oppositionelle rechte Rassemblement National lehnen die Steuer ab und verweisen darauf, dass dieser Betriebsvermögen treffen würde und nach ihrer Darstellung somit negative Auswirkungen auf den Standort Frankreich hätte und zum Abbau von Arbeitsplätzen führen würde.

Auch eine abgeschwächte Version der Zucman-Steuer lehnte die Nationalversammlung ab, von ihr wären als Familienunternehmen und "innovativ" eingestufte Betriebe ausgenommen gewesen.

Sozialisten-Chef spricht von Neuwahlen

Nach dem Scheitern der Zucman-Steuer sagte der Chef der Sozialisten, Olivier Faure, es bestehe "keine Möglichkeit", über den Budgetentwurf in seiner derzeitigen Form abzustimmen. Faure sprach sich zudem dafür aus, nun die 2017 abgeschaffte Vermögensteuer ISF auf Vermögen von mindestens 1,3 Millionen Euro wieder in Kraft zu setzen.

Zugleich forderte er Premierminister Lecornu und die Abgeordneten auf, weiter nach einem Kompromiss zu suchen - oder sich einem Misstrauensvotum und der Gefahr von Neuwahlen zu stellen. Niemand im linken Lager habe Angst vor Neuwahlen.

Lecornu selbst betonte seine Ablehnung gegenüber dem Vorschlag einer Vermögensteuer und sagte, dass es so etwas wie eine "Wundersteuer" nicht gebe. Lecornu hatte Anfang des Monats die lange umkämpfte und bereits verabschiedete Pensionsreform ausgesetzt und damit erreicht, dass die Abgeordneten der Sozialisten bei den Misstrauensanträgen der Links- und Rechtspopulisten gegen die Regierung in der Nationalversammlung nicht mitstimmten.

Mitte Oktober hatte Lecornu seinen Budgetentwurf 2026 vorgestellt, mit dem das Haushaltsdefizit auf 4,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gesenkt werden soll. Um dies zu erreichen, plant die Regierung Einsparungen in Höhe von 17 Milliarden Euro und zusätzliche Einnahmen von 14 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr wird noch eine Neuverschuldung von 5,4 Prozent erwartet. Der Defizit-Grenzwert in der EU liegt eigentlich bei drei Prozent des BIP.

Die Ratingagenturen Fitch und S&P hatten in den vergangenen Wochen die Kreditwürdigkeit Frankreichs wegen der Finanzlage und der bestehenden politischen Instabilität herabgestuft.

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