Frankreich macht es vor: Weniger als 100 Euro für E-Auto-Leasing

Paris Auto Show
Frankreich bietet Geringverdienern ein Modell an, das ihnen E-Mobilität zugänglich machen und die heimische Autoproduktion ankurbeln soll.

Wie lässt es sich erreichen, dass auch Geringverdiener Zugang zu klimaschonenden Elektroautos bekommen und zugleich die heimische Automobilproduktion angekurbelt wird? 

Während in einigen Ländern, aber auch auf europäischer Ebene über die Einführung eines Programms zum Sozialleasing (Social Leasing) diskutiert wird, gilt Frankreich als Vorreiter bei dem Thema. Bereits zum zweiten Mal läuft derzeit eine entsprechende Initiative zur einkommensabhängigen Förderung von E-Mobilität. Es ist der Versuch der Regierung in Paris, Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik zu vereinen.

Das erste Sozialleasing-Programm startete im Jänner 2024. Damit wurde ein Wahlkampfversprechen von Präsident Emmanuel Macron eingelöst, der ein System schaffen wollte, „bei dem Sie weniger als 100 Euro pro Monat für ein elektrisches Auto bezahlen“. Denn ansonsten sei der Zugang zur E-Mobilität jenen, die lediglich den Mindestlohn verdienen, aber beruflich auf ihr Fahrzeug angewiesen sind, weitgehend versperrt. Im Blick hatte Macron explizit auch die Förderung der heimischen Automobilindustrie. Bei der Auswahl der zulässigen Modelle werden Umweltkriterien zugrunde gelegt, die nicht-europäische und damit vor allem chinesische Hersteller von E-Autos faktisch ausschließen.

Der Start vor knapp zwei Jahren verlief fulminant. Innerhalb von sechs Wochen war die Obergrenze von 50.000 geleasten Neuwägen erreicht – gerechnet hatte man zunächst höchstens mit der Hälfte. Angesichts der unerwartet hohen Nachfrage und der Haushaltsprobleme stoppte die Regierung die Aktion früher als geplant. 

Doch die zweite Ausgabe seit September diesen Jahres ist weniger erfolgreich. Zwar wurden innerhalb der ersten Woche mehr als 35.000 und im ersten Monat 41.500 Anträge auf E-Autos angenommen. Seitdem stockt die Nachfrage jedoch. Die ursprünglich anvisierte Zahl von 50.000 Wägen ist noch nicht erreicht. Mitte November lag sie bei 44.000. Damit blieb das Programm heuer zunächst hinter den Erwartungen zurück.

  • Der Hauptgrund dafür dürfte der deutliche Rückgang der Subventionierung sein. Die hohe Verschuldung des Staates und der Sparzwang schlagen sich auch in dieser Hinsicht nieder.
  • 2024 war noch ein Gesamtbudget von 650 Millionen Euro und damit im Schnitt 13.000 Euro pro Fahrzeug vorgesehen, also Raten zwischen 95 und 200 Euro pro Monat für einen geleasten Neuwagen.
  • 2025 standen hingegen nur noch 370 Millionen Euro zur Verfügung – rund 7400 Euro pro Auto. Die Kosten für die Pflichtversicherung und mögliche Reparaturen kommen jeweils noch extra hinzu.

Niedriges Jahreseinkommen

Zugleich bleibt die Anzahl möglicher Nutznießer der Förderung begrenzt. Diese richtet sich nur an Haushalte mit einem Jahreseinkommen von höchstens 16.300 Euro pro Person, wobei ein Kind steuerlich als halbe Person gezählt wird. Darüber hinaus müssen Antragsteller nachweisen, dass sie mit ihrem Eigenwagen im Jahr mehr als 8000 Kilometer für ihre berufliche Tätigkeit zurücklegen oder mindestens 15 Kilometer entfernt von ihrer Arbeitsstelle wohnen. Der Leasingvertrag läuft üblicherweise drei Jahre lang und kann einmal verlängert werden. Wer das Angebot 2024 genutzt hat, dem ist die Teilnahme an der neuen Ausgabe nicht erlaubt.

Hinsichtlich der verfügbaren Automodelle kommt ungefähr ein Dutzend für die Förderung in Frage. Die französischen Hersteller dominieren bei den Bestellungen, in erster Linie Renault. Allein das Modell R5 E-Tech machte bislang fast ein Viertel der beantragten Fahrzeuge aus. Neben Autos des ebenfalls französischen Stellantis-Konzerns, darunter vor allem die Marken Peugeot, Citroën und Fiat, kamen auch andere europäische Produzenten wie Volkswagen, Seat und Skoda zum Zug.

Experten sind allerdings skeptisch, ob das staatliche Leasing-Fördermodell dem angeschlagenen Wirtschaftszweig wirklich hilft. Bernard Jullien, Dozent für Automobilindustrie an der Universität Bordeaux, sieht in dem von sozialen Kriterien abhängigen Fördermodell keine langfristige Lösung für den E-Autopark. „Man könnte auch nach und nach einen sozialen Park mit gebrauchten Autos unterstützen, er wäre größer und günstiger“, so der Experte.

Insgesamt verzeichnete der Automarkt auch in Frankreich einen deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen von 5,4 Prozent innerhalb von zehn Monaten, trotz eines Wiederanstiegs im Oktober um 63 Prozent – zumindest teilweise angetrieben durch das Sozialleasing.

Kommentare