Ein Rassist und Raser als Minister? Tschechiens Präsident Pavel blockt

Der zukünftige Premier Andrej Babis mit seinem Problemfall Filip Turek
Filip Turek von der Autofahrer-Partei sollte zuerst Außen- und jetzt Umweltminister werden, trotz zahlreicher Skandale.

Wenn er ordentlich aufs Gas steigt, sind Hunderte andere mit dabei – und zwar im lebensgefährlichen Bereich. Als ehemaliger Rennfahrer hat Filip Turek auch im Privatleben seine Liebe zu hohen Geschwindigkeiten demonstriert. Auf Bildern in Sozialen Medien war der Tachometer seines Autos bei knapp 300 Stundenkilometern zu sehen. Seine Fangemeinde machte es ihm freudig nach und postete eigene Aufnahmen bei ähnlichem Tempo. Die rasante politische Karriere, die Turek in den vergangenen Jahren absolviert hat, könnte aber jetzt – an der Schwelle zu einem Amt als Minister – jäh zum Stillstand kommen.

Blitzkarriere

Mit halsbrecherischen Aktionen, unverblümten Kommentaren hart am Rand der Legalität und viel Material für die Klatschspalten hat der heute 40-jährige Geschäftsmann auch politisch Erfolg in Tschechien.

Mit seiner Autofahrer-Partei, die vor allem gegen das nahende Ende des Verbrennungsmotors kämpft, wurde Turek zuerst im Vorjahr ins Europaparlament gewählt und hat in diesem Herbst bei den Parlamentswahlen in Tschechien immerhin sieben Prozent geschafft. Das genügte für die Autofahrer-Partei, um als Koalitionspartner von Wahlsieger Andrej Babiš und seiner ANO-Partei in die Regierung einzuziehen. Grund genug für Turek, einen Ministerposten für sich zu fordern, und zwar gleich einmal den des Außenministers.

Doch neben seinen illegalen Tempo-Protzereien schleppt der Lebemann einige andere Skandale mit sich herum. So äußerte er sich in Sozialen Medien offen rassistisch und menschenverachtend gegenüber der Roma-Minderheit in Tschechien, ließ sich mit Nazi-Devotionalien abbilden und schob ein paar lockere Sprüche über Hitler hinterher. Eine seiner ehemaligen Partnerinnen soll ihn wegen häuslicher Gewalt angezeigt haben. Turek bestreitet zwar diese Vorwürfe, oder verharmlost sie als schlechte Scherze, aber für Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel sind die damit keineswegs ausgeräumt.

Pavel macht seit Wochen deutlich, dass er schwere Bedenken gegen Turek als Minister hat und beruft sich dabei sogar auf die Verfassung.

Andrej Babiš, fix gebucht als Tschechiens alter neuer Premierminister, hat den rasenden Turek eingebremst. Statt dem Posten des Außenministers ist jetzt der wesentlich weniger exponierte Umweltminister für ihn vorgesehen: Für einen Leugner des Klimawandels und Gegner der Elektromobilität ein doch überraschender Karrieresprung. Vorerst aber lässt sich der Präsident nicht umstimmen, Turek bleibt für ihn inakzeptabel. Gespräche auf der Prager Burg laufen.

Konrad Kramar

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