Experte: Bidens Sieg bei US-Wahl könnte sich noch ausgehen
Ein Sieg des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden ist nach Einschätzung des Politologen Reinhard Heinisch vom Mittwochvormittag durchaus noch möglich.
"Ich weiß, es ist schwierig zu glauben, weil es sieht nach einem Sieg Trumps aus, aber es könnte sich noch ausgehen", sagt der US-Experte von der Uni Salzburg am Mittwoch gegenüber der APA. Dann drohe aber Unsicherheit durch eine Anfechtung der Wahl. Wie befürchtet hätten die Umfragen "den Effekt Trump unterschätzt", so Heinisch.
"Heute befragt würde ich auch auf Trump tippen, weil die Republikaner bisher gut dastehen, aber es ist noch genug Spielraum", sagt der Politikwissenschafter. Nun hänge alles von der Auszählung der Briefwahlstimmen ab. Biden müsse mindestens zwei der Swing States holen, um die Wahl zu gewinnen.
"Wenn Biden Pennsylvania und noch einen Staat gewinnt, dann ist er Präsident, das ist nicht unwahrscheinlich", so Heinisch. Selbst wenn er Pennsylvania verliere, aber Michigan und Wisconsin für sich entscheide, könne Biden die Wahl noch gewinnen.
Auch das Ergebnis in Georgia könnte nach Ansicht des Experten durch die Briefwahlstimmen noch zugunsten Bidens gedreht werden. Laut Exit Polls dürfte Biden bei den Briefwahlstimmen deutlich besser abschneiden als Trump. "Dann droht eine Anfechtung der Wahl durch die Republikaner, diese Unsicherheit, dieses Vakuum bleibt bestehen", sagt Heinisch.
Die Umfragen seien deutlicher daneben gelegen als erwartet, meint der Experte, aber auch nicht so stark, wie nun von einigen Beobachtern nun kritisiert. Denn die Umfrageergebnisse seien immer knapp und mit einer gewissen Schwankungsbreite gewesen. "Aber die Meinungsforschungsinstitute müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die scheuen Trump-Wähler nicht wirklich in ihren Modellen abgebildet haben", sagt Heinisch.
Die Demokraten müssten wohl auch ihre Wahlkampfstrategie hinterfragen. "Die Frage ist, ob man nicht schon früher die Wahlkampfstrategie hätte ändern sollen und sich nicht zu sehr auf die Umfragen verlassen hat."
Ein Stopp der Auszählung der Briefwahlstimmen, wie von US-Präsident Donald Trump gefordert, sei möglich, aber dafür seien schon konkrete Beweise für grobe Verfahrensverletzungen nötig, so Heinisch.
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