Ex-Farc-Geisel Betancourt will Kolumbien „befreien“

Ingrid Betancourt
Ingrid Betancourt tritt am 29. Mai bei der Präsidentenwahl für die Grünen an und will den rechten Präsidenten schlagen.

„Ich habe in diesem Wahlkampf immer wieder gesagt, dass alle Kolumbianer von einem korrupten System als Geiseln genommen wurden“, sagte Ingrid Betancourt (60). „Alle Kolumbianer haben es verdient, von ihren Entführern befreit und für ihr Leid entschädigt zu werden.“

Seit Donnerstag ist die Frau, die auch einen französischen Pass besitzt, offizielle Kandidatin der Grünen Partei für die Präsidentschaftswahl am 29. Mai. Ihr Bewerber für das Amt des Vizepräsidenten wird Oberst José Luis Esparza, der maßgeblich an ihrer Befreiung im Jahr 2008 beteiligt war.

Betancourt war 2002 während ihrer ersten Kandidatur um das höchste Staatsamt entführt worden und blieb sechs Jahre in der Gewalt der linksgerichteten Farc-Rebellen.

Die Farc und die kolumbianische Regierung beendeten den jahrzehntelangen Bürgerkrieg mit rund 220.000 Toten und Millionen Vertriebenen 2016 mit einem Friedensvertrag. In dem Vertrag wurden auch eine besondere Gerichtsbarkeit und eine Wahrheitskommission vereinbart, mit denen die im Bürgerkrieg verübten Verbrechen aufgearbeitet werden sollen. Die Gewalt ist seit 2016 zwar teilweise zurückgegangen, allerdings nahm die Rodung des Regenwaldes stark zu.

Betancourt tritt gegen den amtierenden rechtskonservativen Präsidenten Iván Duque an. Seit April 2021 gab es immer wieder Demonstrationen, bei denen die Einsatzkräfte brutal vorgingen. Auslöser dafür war eine geplante Steuerreform, später richtete sich der Protest aber auch gegen die gesamte Regierung. SB

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