EU verklagt Ungarn wegen Gesetzes zu "ausländischer Einmischung"
Die EU-Kommission verklagt Ungarn vor dem Europäischen Gerichtshof. Es geht um ein Gesetz, mit dem die Regierung von Viktor Orbán "ausländische Einmischung" verhindern will. Das sogenannte Souveränitätsgesetz verstoße gegen europäisches Recht, erklärte die Kommission am Donnerstag.
In der neu geschaffenen ungarischen Regierungsbehörde zur Überwachung der staatlichen "Souveränität" sieht Brüssel ein Mittel zur Einschränkung der Meinungs- und Vereinigungsfreiheit und anderer europäischer Grundrechte in Ungarn. Konkret geht es den Angaben zufolge auch um die Achtung des Privat- und Familienlebens und das Recht darauf, vertraulich mit Anwältinnen und Anwälten sprechen beziehungsweise schreiben zu können. Bereits im Februar hatte die Kommission ein Verfahren gegen Ungarn eingeleitet.
"Sehr weiter Ermessensspielraum"
"Das Gesetz verleiht dem Amt einen sehr weiten Ermessensspielraum für die Ermittlungen - insbesondere, was den Zugang zu Informationen betrifft -, und gestattet es dem Amt, in die Ermittlungstätigkeit anderer Behörden einzugreifen", teilte die EU-Kommission mit. Die Befugnisse und der große Ermessensspielraum werde Folgen etwa für Nichtregierungsorganisationen, Medien und Journalisten haben und wohl nicht verhältnismäßig sein.
Die in der ungarischen Verfassung verankerte Behörde hat zur Aufgabe, "Organisationen ausfindig zu machen und zu untersuchen, die Finanzmittel aus dem Ausland erhalten und darauf abzielen, den Wählerwillen zu beeinflussen". Mehrere unabhängige ungarische Medien hatten bereits nach Verabschiedung des Gesetzes in einer gemeinsamen Erklärung gegen mögliche Einschränkungen der Pressefreiheit durch die neue Behörde protestiert.
Der SPÖ-EU-Abgeordnete Hannes Heide bezeichnete das Gesetz als "weiteren Streich Orbáns, die Zivilgesellschaft in Ungarn mundtot zu machen und die Meinungsvielfalt im Land weiter einzuschränken". Gleichzeitig scheine Orbán die Einmischung aus dem Ausland weniger zu stören, "wenn sie aus Russland kommt", sagte Heide in einer der APA übermittelten Reaktion.
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