Flüchtlinge von Rettungsschiff "Aquarius" gehen in Spanien an Land

Flüchtlinge von Rettungsschiff "Aquarius" gehen in Spanien an Land
Nach Odyssee im Mittelmeer in Valencia angelegt. Italiens Innenminister Salvini will weitere Rettungsschiffe abweisen.

Nach einer 1.500 Kilometer langen Odyssee über das Mittelmeer ist das Flüchtlingsschiff "Aquarius" in Spanien angekommen. Die "Aquarius" und das erste ihrer zwei Begleitschiffe legten am Sonntag im Hafen der Stadt Valencia an.

Italien und Malta hatten die "Aquarius" abgewiesen und damit eine neue Krise in der EU-Flüchtlingspolitik ausgelöst. Schließlich erklärte sich Spanien bereit, die 630 Flüchtlinge ins Land zu lassen.

Josef Manola (ORF) berichtet aus Valencia

Zuerst traf am Sonntagmorgen das italienische Marineschiff "Dattilo" in Valencia ein. Es hatte nach Angaben des Roten Kreuzes 247 Flüchtlinge an Bord. Gut vier Stunden später legte dann die "Aquarius" an. Das italienische Marineschiff "Orione" sollte nach Angaben der spanischen Behörden am Abend folgen.

Flüchtlinge aus mehr als zwei Dutzend Ländern

Die Flüchtlinge waren vor einer Woche bei verschiedenen Rettungsaktionen vor der libyschen Küste von der Hilfsorganisation SOS Mediterranee aufgenommen worden. Unter den Geretteten waren elf kleine Kinder, 89 unbegleitete Minderjährige und mindestens sieben Schwangere. Sie kommen nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen aus 26 Ländern, darunter neben afrikanischen Ländern auch Afghanistan, Pakistan und Bangladesch.

Flüchtlinge von Rettungsschiff "Aquarius" gehen in Spanien an Land

Als die "Dattilo" am Hafen anlegte, war an Bord Applaus zu hören. Auf der "Aquarius" wurde bei der Hafeneinfahrt getanzt und gesungen, wie auf einem Video von SOS Mediterranee im Onlinedienst Twitter zu sehen war. Nach dem Anlegen der "Dattilo" gingen zunächst Mediziner an Bord, um die Flüchtlinge untersuchen. Schwangere Frauen und Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht.

Helfer und Dolmetscher

Am Hafen standen 2320 Helfer bereit, um die Menschen aufzunehmen, darunter 470 Dolmetscher. Das Rote Kreuz verteilte Decken, Kleidung und Hygieneartikel.

Flüchtlinge von Rettungsschiff "Aquarius" gehen in Spanien an Land

Wie die spanische Regierung am Samstag bestätigte, soll ein Teil der Flüchtlinge von der "Aquarius" nach Frankreich weiterreisen, sofern sie das wollen und die Voraussetzungen für Asyl erfüllen. Frankreich hatte Italiens Weigerung, das Hilfsschiff einlaufen zu lassen, scharf kritisiert. Präsident Emmanuel Macron warf Rom "Zynismus und Verantwortungslosigkeit" vor. Der französische Regierungssprecher Benjamin Griveaux konnte am Sonntag allerdings noch nicht sagen, wie viele Flüchtlinge Frankreich genau aufnehmen wird. Dies werde nun "von Fall zu Fall" geprüft.

Salvini bleibt bei harter Linie

Italiens Innenminister Matteo Salvini bekräftigte unterdessen seine Ankündigung, private Rettungsschiffe künftig abzuweisen. Die Hilfsorganisationen sollten wissen, "dass Italien nicht länger Komplize beim Geschäft mit der illegalen Einwanderung sein will", schrieb der Politiker der fremdenfeindlichen Lega-Partei am Samstag auf Facebook. Die Schiffe sollten sich andere Häfen außerhalb Italiens suchen.

Flüchtlinge von Rettungsschiff "Aquarius" gehen in Spanien an Land

Kommentare