Wenn Brandon Presley am Mittwoch, als Verlierer aufwacht, ist das sein Lied: „Heartbreak Hotel“. Sollte der Großneffe der 1977 verstorbenen Rock-Ikone Elvis Presley hingegen die Sensation schaffen und den Demokraten nach 20 Jahren Abstinenz in Amerikas Armenhaus Mississippi den Sprung zurück an die Macht sichern, sprich in den Gouverneurspalast des US-Bundesstaates, dann könnte für den unter Korruptionsverdacht stehenden republikanischen Amtsinhaber Tate Reeves „Jailhouse Rock“ intoniert werden.
Politisch ist Brandon Presley in Nettleton sozialisiert worden. In seiner kleinen Heimatstadt im Norden Mississippis (1.900 Einwohner) war er Bürgermeister. Dass der 46-Jährige es seit Ankündigung seiner Kandidatur im Jänner geschafft hat, den damals großen Umfragen-Abstand zu Tate Reeves massiv zu verringern, hat Wellen bis nach Washington geschlagen.
Presley breitete genüsslich das Sünden-Register seines Rivalen aus, der sich dann den zunehmend inquisitorischen Fragen der regionalen Medien gefallen lassen musste.
Etwa die nach den Millionensummen, die aus öffentlichen Wohlfahrtsgeldern abgezweigt wurden, um der Tochter des in Mississippi verehrten Football-Altstars Brett Favre an ihrer Highschool eine Volleyball-Arena zu bauen.
Wer Brandon Presley jetzt reden hört, der erst acht Jahre alt war, als sein Vater ermordet wurde, denkt zunächst nicht daran, einen Demokraten vor sich zu haben.
Der grauhaarige Mann ist tiefgläubig, strikt gegen Abtreibung und grundkonservativ. Sozialpolitisch aber tickt er progressiv. Er will die unter Präsident Barack Obama ausgebaute staatliche Krankenversicherung Medicaid verstärkt nutzen, um dem wachsenden Prekariat zu helfen und die Gesundheitsversorgung zu verbessern.
Obdachlosen-Hilfe
230.000 Menschen aus unteren Einkommensschichten könnte so über einen Zeitraum von sechs Jahren geholfen werden. Etliche Krankenhäuser könnten überleben.
Allein dieses Projekt hat ihn in den Umfragen massiv nach vorne katapultiert. Mississippi hält mit durchschnittlich 71,9 Jahren Lebenserwartung die rote Laterne in den USA.
Gemeinsam mit seiner Frau Katelyn, die er erst vor drei Monaten geheiratet hat, hat er zudem das Versprechen abgegeben, aus der Gouverneursvilla in Jackson Obdachlose mit Essen zu versorgen. Ganz nach dem Motto eines bekanntes Songs seines Großonkels: „Don’t Be Cruel“.
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